Raus hier!

Dokitura lief voran, humpelnd vor Müdigkeit. Die Schwärze sog all seine Energie aus ihm. Auf einmal fiel Anduin um und atmete schwer auf. ,,Steh auf, wir müssen weiter.", keuchte Doki und kroch zu seinem Hippogreif. ,,Doki.", gähnte Pieksi, ,,Wir laufen seit mehr als 20 Stunden. Lass uns eine Pause einlegen." Er blickte zum Weg, zurück, in den Wald. Dann nickte er. Sie lehnten sich an den Wegesrand. Kaum war das getan, schliefen alle auf der Stelle ein. Es war ein unruhiger Schlaf. Doki zuckte mal so stark zusammen, dass er aufwachte. Die Geister waren noch am schnarchen, da rappelte er sich auf und blickte in den Wald. ,,Wer ist da?", rief er hinein. Es hörte sich so an, als würde ganz alleine sein. Hinter einem Baum kam ein großer Löwe hervor, mit weißen Augen und weißem Licht. ,,Wer bist du?" Die Raubkatze blickte ihn an und schien zu grinsen. Sie zeigte mit der Schnauze in eine Richtung, mitten in die Schatten. Als würde sie sie rufen. ,,Aufwachen! Aufwachen!" Pieksi rieb sich die verschlafenen Augen. ,,Was ist denn los?", ,,Da war ein Löwe, der leuchtet. Er zeigte, in welche Richtung wir laufen müssen. Kommt!" In wenigen Minuten waren sie vollbepackt und bereit, den Weg fortzusetzen.

 

Inzwischen bahnte sich Wolkov seinen Weg in die gleiche Richtung. Seine Ohren waren in jede Ecke gerichtet. Jedes Rascheln könnte eine Gefahr sein. Doch meistens waren das nur tote Tiere, die noch Geräusche machten. (Keine Ahnung, wie das geht. Wahrscheinlich sterben sie einfach, wenn man sie vergisst) Wladimir biss die Schatten, schlug sich mit dem Schwert durch sie. Es war keine Herausforderung mehr. Doch erst als ein winziger Stein von oben runter fiel, verstand er den Ernst der Lage. Zeitdruck wirkten auf ihn ein und er rannte einfach nur noch. Plötzlich stieß ihn jemand zur Seite. Brüllend sprang er auf und erblickte... Nichts. Er hat sich selbst zur Seite gehauen. Er griff sich am Kragen und schleuderte sich an einen Baum. Eiskalter Schmerz ergriff seinen Rücken. ,,Was zum Teufel?", dachte er sich. Er schrie nach Hilfe, aber als Antwort kam nur Stille. Er hielt sich selbst das Schwert an die Kehle und erstarrte. ,,Hehehe.", hörte er aus den Schatten, ,,Du hast gar keine Ahnung, wie sehr ich auf diesen Moment gewartet habe." Ein gelb leuchtender Schein kam hervor. Langsam, spannend. ,,Taifun."; kächzte Wolkov und versuchte, das Schwert sich nicht einzurammen, ,,Du? Hier?", ,,Nur ein magischer Klon, der von mir kontrolliert wird." Er steuerte direkt auf Wolkov zu. ,,Armer Meister. Jetzt bist du ganz allein, keiner wird dir je helfen.", ,,Was... willst du?", ,,Ich will, dass du dich mir anschließt." Der Werwolf knurrte: ,,Niemals.", ,,Warum nicht? Das ist doch alles deine Lehre.", ,,Ich habe dich niemals gelehrt zu töten, massenhaft zu töten für Spaß und Reichtum. Das war allein dein Verdienst.", ,,Hm. Umso stolzer musst du auf mich sein. Ich habe ganz allein so viel aufgestellt." Keiner sagte für zwei Minuten etwas. ,,Nun.", sagte Taifuns Klon, ,,Du hast Zeit bis zum Treffen.", ,,Was wirst du tun, wenn ich mich weigere?", ,,Oh, du wirst dich nicht weigern. Wirst schon sehen." Der Klon verschwand. Es war wieder so dunkel wie zuvor. ,,Ich muss Dokitura finden.", murmelte Wolkov und blickte hinauf, in der Hoffnung Peteus würde ihn erhören, ,,Schick mir einen Weiser, bitte, oh Peteus."

 

Doki ging voran. Rob und Bob waren sehr angespannt. ,,Ruft euch euer Meister?", ,,Nein, kein Ton.", antwortete Rob. ,,Bist du dir sicher, dass wir hier seien müssen?", fragte Bob und kratzte heimlich mit seiner braunen Tatze an einem Schattenbaum. Der Wächter des Westens war etwas ratlos. Der Löwe war weg, die Finsternis ergriff Überhand. Rob erstarrte und zischte durchdringlich: ,,Bob.", ,,Ja Rob?", ,,Hörst du das?" Keiner hörte nur einen Ton. Kurze Zeit später setzte Bob ein: ,,Ja, da!" Der rote und der braune Bär liefen ohne Vorwand los, Doki und Pieksi mit den Hippos hinterher. Der Wald schien heller zu werden, so komisch das auch klingen mag. Die Bäume wurden weniger und tendierten mehr zu grau, als zu schwarz. Irgendwann merkten sie, dass sie auf Wasser liefen. Ja, auf Wasser. Wie in Träumen. Es war ein See unter ihren Füßen. Und inmitten des Sees war ein großer Felsen. Auf diesem saß eine verkümmerte, dunkle Gestalt mit dünnen Hörnern und einem langen Schädel. Der Wendigo! ,,Wir- Wir haben ihn gefunden!", schrie Doki und atmete erleichtert aus. Rob und Bob verneigten sich vor dem Wendigo. ,,Wir stehen vor euch, Vater.", sprachen sie synchron, ,,Wir sind hier, um sie zu befreien." Der Erwähler stellte sich auf, seine langen Arme in den See gehalten. Pieksi lief es eiskalt den Rücken runter und sie klammerte sich in Anduins Federn. Der Wendigo fing an zu reden: ,,Endlich seid ihr hier. Doch leider war der Feind vor euch hier." Er deutete auf einen tiefen Einschnitt in seiner Kehle. Es rann kein Blut raus, aber kleine Fetzen Magie. Er knirschte mit den Zähnen. Von oben fiel ein großer Stein in den glasklaren See und schlug weite Wellen, die aber nicht nass waren, sondern sich in der Luft auflösten. ,,Meine Magie schwindet.", fuhr er fort, ,,Bringt mich auf der Stelle zum Königreich. Sofort." Ein weiterer Brocken fiel von der Decke. Die Erde fing an, sich zu bewegen. Ein Hin und Her, Hoch und Runter. ,,Kommt!", rief Dokitura, ,,Kommt, sonst werden wir alle lebendig begraben!" Die messerscharfen Krallen des finsteren Wesens kratzten Rinnen in den Felsen. Er rief zu ihnen:,,Raus hier!"

 

Wolkov raste schneller als Phönix durch die Schatten. Ohne Licht, nur geradeaus. Es war, als würde er im Kreis rennen. Nebel und Bäume, sonst nichts. ,,Du wirst hier niemals rauskommen. Hehe.", flüsterte jemand neben ihm, ,,Du wirst niemals entkommen. Gefangen für immer." Es war eine wunderschöne Frauenstimme. Kommt einem vor, wie eine Sirene, die garnicht existiert. Lockend und zugleich gefährlich. ,,Lass mich in Ruhe!", brüllte er im Lauf und stolperte auf Wasser. Tatsächlich auf Wasser und nicht in Wasser. Er erblickte verschwommen die Gestalten eines Wendigos und die von zwei Bären. Hinter ihnen die Silhouette einer gigantischen Seeschlange. ,,Vorsicht.", brachte er aus sich raus, kaum hörbar. 

Wenige Sekunden später bemerkten die anderen, dass sich etwas unter der Wasseroberfläche bewegte. ,,Aufsteigen und weg!" Pieksi stieß den Erwähler auf Anduins Rücken und stieg selber auf. 

Plötzlich schoss ein riesiger Kopf aus dem durchsichtigen Wasser. Es war nur ein Kopf, kein Körper. ,,Meerestod."; knurrte Dokitura und holte mit seinem neuen Schwert aus, welches auf der Stelle in Staub zerfiel. ,,Es ist eine Erinnerung. Du kannst sie nicht töten, nur durch eine bessere ersetzen." Im selben Moment wurde Doki am Bein gepackt und an den Felsen geschleudert. Der augenlose Meerestod zischte und verschwand. Doki keuchte und setzte sich auf. Da holte die Seeschlange mit dem Schwanz aus und schmetterte ihn an die Höhlendecke. Steine prasselten zu Grunde. Sie wurden immer größer und immer mehr. ,,Die Höhle stürtzt ein!", kreischte Rob. Bob sagte seinem Verwandten: ,,Rob, lass uns an etwas gutes denken, das jagt vielleicht die Schlange weg.", ,,Also los!" Angestrengt suchten sie in ihrer Datenbank (auch genannt Gehirn) nach etwas Nützlichem. ,,Ah! Bob, erinnerst du dich an die alte Fleischerin?", ,,Ja natürlich.", ,,Die hat uns doch immer so gut gepflegt." Bob dachte nach und fügte dann hinzu: ,,Aber nur, weil sie uns später schlachten wollte.", ,,Stimmt. Schei-" Aus dem Wald rannte eine dicke, alte Frau mit Beil auf die zwei zu. Erschrocken zerstreuten sie sich auf dem See. Ein Stein traf Bob auf dem Kopf und er knallte volle Kanne auf die Nase. ,,Oh nein, Bob!" Die alte Fleischerin holte mit ihrem Beil aus, aber von hinten kam eine weiße Drächin mit einem weißen Mann auf dem Rücken. Es war eine gute Erinnerung an Ilai und Dragunia. Ilai rief: ,,Los Süße, verpassen wir der Alten einen Tritt in den Hintern!" Aus einer anderen Ecke des Waldes flog ein leuchtender Donnerhau auf einem leuchten Draco auf, der Meerestod mit seiner Axt bearbeitete. Rob half dem großen Braunbär auf die Beine und Pieksi holte Dokitura von einem Tropfstein, an dem er sich festhielt um Meerestod's Zähnen zu entkommen. Draco schlug mit dem massigen Schwanz an die Decke und bildete ein Loch. Die Schattenbäume lösten sich im Mondlicht auf und der See ging zurück. ,,Schnell!", sagte die Donnerhau-Erinnerung, ,,Fliegt los!" Das taten sie auch. Nach einem Herzschlag waren alle draußen, außer Wolkov. Er erwachte aus seinem Sekundenschlaf und bemerkte, wie der Wald schon von Steinen bedeckt war. Sie fielen von oben wie Meteoriten. Wolkov entdeckte das Loch in der Decke und sprang dort hin. Erst auf den Felsen, dann harkte er sich in die herabfallenden Steine ein um hoch zu kommen. Sein Atem lief parallel zu seinen schweren Sprüngen und in seinem Blick war Angst. Angst, für immer dort unten begraben zu werden. Er holte Anschwung.

- Es war als würde er fliegen. Die Steine sausten an ihm vorbei, doch er flog hinaus in die Nacht. Und dann landete er vor einer einzigen, gigantischen Staubwolke. Die Höhlen waren zerstört.

,,Wolkov?", wisperte Doki und strich sich die verdreckten Haare aus dem Gesicht. ,,Ich lebe!", redete Wolkov los, ,,Und ich habe euch etwas zu berichten."