Besuch

Bo machte wieder das Frühstück. Am Sonntag hatte sie immer das lässigste Outfit an, welches sie hatte. Flauschige, grüne Hauslatschen, rotbrauner Pullover bis zu den Knien und einen Dutt am Kopf, aus ihren roten Haaren. ,,Guten Morgen... Oh. Du siehst aber garnicht gut aus, Shang.", ,,Ich weiß... Konnte kaum schlafen. Hatte so große Angst, etwas würde mich angreifen.", ,,Ist aber nicht passiert. Ein Glück." Serkan studierte ein Buch, während er an einem Marmeladenbrot kaute. ,,Magie und Zauberei - das Phänomen der Welt. Was hat das mit Waffen zu tun?", ,,Seit langem brachte ich eine Pistole raus, die mithilfe deiner eigegen Magie aufgeladen werden kann. Leider war sie so wertlos, wie dieses Buch, denn niemand konnte seine Magie trainieren. Nachdem... Mit' Rhan aufgetaucht ist, dachte ich, ich könnte... mich darüber informieren." Wolkov knurrte: ,,Du kannst dich trotzdem nicht gegen ihn verteidigen." und kämmte sich seine langen, grauen Kinnhaare. 

Jemand klopfte an der Tür. Er warf den Kamm ins Becken und stieß die Regale um, sein Schwert fest in der rechten Hand. ,,Wer ist da?!", ,,Dokitura, Pieksi, Anela, Anduin, Tilo und Maja,", ,,Maja?", rief Serkan hoffnungsvoll. Als die Tür auf ging, rannten der Baselisk und die braune Langhaarkatze sofort rein. ,,Doki!" Shang warf sich seinem Bruder um den Hals, ,,Schön dich zu sehen!", ,,Es ist ebenfalls schön, dich zu sehen, kleiner König." Serkan kniete sich hin und umarmte die auf ihn zurennende Maja. Doki winkte seinem alten Freund zu. ,,Was bringt euch hierher?", fragte Wolkov weniger entspannt. ,,Es ist Sonntag!", begründete Pieksi, ,,Kuchen und Kaffee ist doch gut zu einem kleinen Gespräch, oder?", ,,Gibt es Probleme mit den Bauern? Och, ich wusste, dass die uns nur Ärger bringen!", ,,Nein, Wolkov, es gibt weitaus schlechtere Nachrichten."

Gelassen schütteten die Mädchen den Kaffee ein, während die Männer am Tisch saßen (außer Serkan. Er "hat es nicht so mit vielen Menschen") und Informationen austauschten. Dokitura erzählte von unbekannten Verwandlungskünstlern, einem Avalon und dem Rabenorden. Und zu den schlechten Nachrichten zu kommen erzählte er von Taifuns Einladung und Löchern in dem Schild. ,,Das heißt, dass der Wendigo verletzt ist und unsere Hilfe braucht.", ,,Wenn er so mächtig ist", unterbrach ihn Serkan achtlos, ,,Wieso teleportiert er sich nicht einfach in Sicherheit?", ,,Versuch du mal dich zu teleportieren, wenn dein... Bein gebrochen ist oder so." Er wandte sich wieder dem Tisch zu. ,,Rob und Bob, die zwei Verwandlungsgeister von denen ich erzählt habe, meinen es gäbe einen Wald unter der Erde. Den Wald der Erinnerungen." Wolkov schauderte es. ,,Alles gut, Wolkov?" Der Wer-wolf flüsterte: ,,Alles in Ordnung- fahre fort!", ,,Nun... Er soll dahin geflohen sein... Also entschlossen wir, Pieksi und ich, uns dorthin zu begeben und ihn zu retten!" Wolkov fing plötzlich an zu schreien: ,,Seid ihr lebensmüde?!!" Jedermann erstarrte auf der Stelle. Wolkovs Auge fing an zu leuchten wie glühende Lava und sein Atem wurde eisig kalt. ,,Das ist nicht nur ein magischer Wald unter der Erde. Das ist eine eigene, unendliche Welt, die ihr betreten würdet. Dort gelten keine Gesetze der Natur oder der Magie, überall herrscht Dunkelheit, Zeit wird gebrochen, Erinnerungen von vielen Leuten liegen da vergraben und sollten am besten nicht erweckt werden! Ihr könnt von Glück reden, wenn ihr lebendig rauskommt, zwar ohne Arm oder Bein, aber am Leben.", ,,Das sagen die Führer jedes Mal. Am Ende ist es etwas ganz normales. Nichts besonderes für uns Abenteurer.", murmelte der ehemalige Waffenlieferant. ,,Rede nur alles schön, Serkan Jacob Graffield, aber merke dir eines; Dieser Wald ist so schwarz wie eure größten Ängste. Alles kann dort real werden, glaubt mir! Ich war dort... Vor langer, langer Zeit." Er setzte sich wieder und atmete schwer auf. 

,,Vielleicht ist er irgendwo anders...", ,,Dieser Wald ist der sicherste Zufluchtsort für den Wendigo, schließlich ist er von ihm selbst erbaut worden.", versuchte ihn Dokitura zu überzeugen, ,,Wir müssen da hin oder Taifun wird es ein Leichtestes sein, einzudringen." Er seufzte und ging langsam in das Wohnzimmer. ,,Und was gibt es bei euch neues?" Shang fror in der Zeit ein. Wolkov schlürfte genüsslich seinen Tee (laut). ,,Nichts besonderes", erwiderte Serkan mit einem Lächeln (weil Maja ihren Namen auf seinen Gips kritzelte), ,,Wir werden von einem Erddämonen gejagt und Shang geht auf Partys bei einem Kumpel, der mich verprügeln will. Ich kenne ihn nicht einmal!" Doki verzog sein Gesicht zu einem wütenden Knurren. ,,Wirklich?!", ,,Würde ich lügen?", ,,Das ist verantwortungslos, Shang!", raunte er an seinen Bruder gerichtet, ,,Du weißt doch über die Gefahren bescheid." Pieksi unterbrach die angespannte Stimmung: ,,War die Party wenigstens gut?", ,,Meine Klassenkameraden waren alle etwas voll, ich auch etwas, aber uns gings gut." Doki setzte ein: ,,Wer war der Gastgeber?", ,,Arko. Warum?"

 

Arcadij wachte quälend langsam auf. Sein Kopf dröhnte, als würde das äußere Gehülse platzen. Er rieb sich stöhnend die dunklen Augen. Die Morgensternchen lösten sich im Licht der Sonne auf und er konnte sich strecken. Erst danach spürte er ein Rattern an seinen Muskeln, welches ihm einen weiteren Schlag verpasste. Der bekannte Kater ließ grüßen. Trotzdem zerrte er sich aus dem Bett mit gestreifter Decke. Wo war er? - Zum Glück in seinem halbierten Zimmer. Borislav war nicht in seiner Schlafecke. Arko rappelte sich auf und zog sich ein weißes T-Shirt an, worauf eine Klippe und eine Sonne abgebildet waren und schlich mit weicher Sporthose in die Küche. ,,'Morgen." Am Tisch saß auch sein Großvater (was ihn erschreckt hat). ,,Was machst du hier?", ,,Vorbeischauen. Mal sehen, was mein undankbarer Enkel so treibt..." Ark raufte Borislav durch die Haare, was ihm garnicht gefiel. ,,Hast du etwa Blini (Pfannkuchen) gemacht, kleiner Albtraum?", ,,Ich bin eine Nite in der Küche und das weißt du.", sagte sein Bruder und blätterte in der Zeitung um. ,,Leg die Scheiße weg! Was sich draußen treibt, kannst du im Internet nachlesen!", ,,Mein Handy ist leer."; antwortete Boris achtlos. ,,Dann lad es auf!" Sie warfen sich intensive Blicke zu. ,,Wirds bald?" Boris lief seufzend in sein halbes Zimmer. ,,Und vergiss nicht; Wenn Mama nicht da ist, bin ich der Boss!", ,,Du bist nur ein Jahr älter als ich!", ertönte aus dem Gang. Ark schrie: ,,Wer hat gefragt? Verzieh dich endlich, Mützi!" Der Knall der Tür war das Letzte, was er von ihm hörte.

Danach war nur noch Kopfschmerzen und der alte Kater übring. ,,Warst du das?" Ivan schüttelte seinen Kopf. ,,Es war dieses eine Mädchen... Wie hieß sie nochmal?", ,,Mel?", ,,Ne, die war heute nacht schon wieder zuhause, aber die andere ist die ganze Nacht wach geblieben um deine Wohnung einigermaßen in Schuss zu bringen... Sie hat sogar Quellwasser von zuhause hierher gefahren und Medizin gegen... deinen Zustand.", ,,Wen meinst du?", ,,Junge, die mit dem Wollpulover! Mit dem Zopf.", ,,Meinst du Gerda, das-" Er verkniff sich die Beleidigung. ,,Ja, genau sie. Sie hat sich gut abgearbeitet." Ark las sich die Packungsbeilagen durch. (Nicht, dass sie vergiftet sind oder so...) ,,Und gab mir ein Stück Kuchen. Nettes Mädchen. Woher kennst du sie?", ,,Klasse. Leider.", ,,Wieso leider?", ,,Nervig, hässlich- Bla, bla.", ,,QuAtScH. Sie war die ganze Zeit in deiner Nähe, damit dir nichts zustößt, so dämlich wie du bist. Ach- Sie hat dir eine Nachricht auf den Biefumschlag hinterlassen." Ark riss sie ihm aus der Hand. ,,Hoffe, das hilft! Sehen uns in der Schule.", las er gedanklich durch. Er musste kurz lächeln. (Aber wirklich ganz kurz) Er nahm einen Pfannkuchen und einen Schluck Wasser. Ivan lachte: ,,Wenn ich du wäre, würde ich ein Auge auf sie halten.", ,,Du hast ja Ahnung.", brummte Arcadij, ,,Hab schon jemanden viel Besseres."

Später lief er mit grauem Pullover (der eine gelbe Aufschrift auf dem Schulterteil hat) und selbstverständlich gestilten, schwarzen Haaren in den Hof. Und dort traf er auf Dokitura. ,,Wo kann ich Arcadij Kostiliev finden?", ,,Der bin ich." Dann erst merkte er, dass es Dokitura war. ,,Du bist doch der durchgeknallte Bruder von Shang!", ,,Durchgeknallt bin ich nicht unbedingt." Er lachte etwas. Ark runzelte die Stirn. ,,Geht es um die Party gestern?", ,,Nein, eher um deine Familie." Doki sah ziemlich geheimnisvoll aus im schwarzen Ledermantel und dem dicken Gürtel mit einer Gürtelschnalle von den Silverridern. ,,Ich habe keine.", lachte Ark (machte natürlich nur Spaß). Doki wisperte: ,,Mir kam zu Ohren, dass dein Vater Mitglied vom Rabenorden ist." Ark grinste. ,,Was ist das?", ,,Eine Organisation, die das Land im Untergrund vor Gefahren schützen sollte. Einige Mitglieder davon sind Verwandlungs-künstler. Dein Vater zum Beispiel ein brauner Adler." Arcadij rümpfte die Nase, machte sich Feuer unter der Zigarette und zog einmal. Ihm war garnicht mehr nach Spaß, wenn es um seine Familie ging. ,,Hör zu, Kumpel, ich weiß nichts von meinem Vater. Er hat uns schon vor langer Zeit verlassen. Ich war einige Jahre auf der Suche nach ihm, aber ich finde jetzt, es ist egal, was mit ihm passiert ist. Und was Verwandlungskunst angeht... Ich weiß von nichts! Sorry.", ,,Ich glaube du kennst dich sehr wohl mit Verwandlungskunst aus.", meinte Doki mit gesenktem Kopf, ,,Hier in der Nähe ist ein Kampfclub, der nicht ganz erlaubt ist." Ark knurrte: ,,Was willst du?", ,,Einige der Teilnehmer sind Tierverwandler.", ,,Was hat das mit mir zu tun?", ,,Garnichts, aber ich würde mich freuen, wenn du dich dort mal umsiehst.", ,,Du. Hast. Mir. Gar. Nichts. Zu. Sagen.", ,,Ich bin der Wächter des Westens. Ich habe dir sehr wohl was zu sagen, Partner."

Im selben Moment lief der alte Ivan nach draußen.

,,Guten Morgen, Herrschaften.", grüßte er, ,,Was herrscht hier so eine angespannte Stimmung?", ,,Ded, das ist der Bruder von Shang.", ,,Ach, und ich bin Ivan Tomynski, der Dämonenjäger und Komissar.", ,,Freut mich, Sie kennenzulernen. Sie müssten Avalons Vater sein.", ,,Sehr wohl. Im Gegensatz zu ihm, tauche ich auch mal auf.", lachte er, ,,Nun, was wolltest du?", ,,Mich über den Orden des Raben informieren. Und natürlich über Avalon." Ivan bekam Falten in der Stirn. ,,Falscher Ansprachpartner. Tut mir leid. Ach, ich muss sowieso los. Ich verpass noch meinen Bus..." Er machte schnell, dass er wegkam, doch Doki folgte ihm. ,,Sie sind ebenfalls Verwandlungskünstler, oder, Herr Tomynski?", ,,Wovon redest du?", ,,Ihre Werwolfgestalt." Ivan blieb sofort stehen. ,,Wir haben viel zu bereden, auch mit Arcadij. Kommen Sie einfach zu Wolkov und meinem Bruder." Ivan wandte den Blick zu ihm und nickte langsam.