Der 17. Gidon

Nur kurz im Voraus: In der endlichen Welt gibt es eine andere Zeitrechnung als hier:

Entweder sind sie vor Sahais Geburt, also ca. 3000 Jahre her, oder danach. Es gibt in jedem Jahr 9 Monate, also dauert jede Jahreszeit 2 einhalb Monate. Jeder Monat hat 60 Tage. Die 9 Monate heißen (in Reihenfolge): Gehender, Gendral, Gadun, Galdal, Gifral, Gidon, Gudriel, Guda, Gond  Also am Ende sind in jedem Jahr 540 Tage und man kann sagen, dass die Einwohner der endlichen Welt älter werden, als bei uns.

! Ihr müsst euch das nicht merken, es ist einfach eine Nebeninformation zur Geschichte !

,,In zwei Tagen habe ich ein wichtiges Treffen.", sagte Shang zu Arcadij, ,,Es wird entscheiden, wie es weiter geht. Taifun wird das Land erobern und uns alle töten oder das Land annehmen und uns in Frieden lassen." Ark fragte ihn grinsend: ,,Du hast ihm doch nicht ernsthaft geglaubt.", ,,Ich weiß nicht..." Der König stand auf. ,,Vielleicht würde er einmal ehrlich handeln." Arko sprach: ,,Naja, ne, aber in der Schule feiern ihn irgendwie alle.", ,,Taifun?", ,,Ja, irgendwie ihn. Ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll, aber einige meiner Freunde gehören dazu." Shang_King kratzte sich die Nase (weil sie genau in diesem dramatischen Moment anfing zu jucken). Er antwortete nachdenklich: ,,Danke für die Info. Ich bin noch nicht so gut integiert, anscheinend...", ,,Das liegt wahrscheinlich an mir.", ,,Huh?" Ark lachte: ,,Du hast wohl vergessen, wie ich die anderen angeheuert habe, dich zu verprügeln für die Lösungen der Arbeit.", ,,Und das habe ich dir nie wirklich verziehen.", ,,Ich habe auch nie um Verzeihung gebeten." Er stand ruckartig auf und lief zu Phönix. ,,Pass gut auf ihn auf.", meinte er mit fasziniertem Blick, ,,Phönix ist einzigartig und wunderschön." 

Auf halben Wege fragte Shang, ob er mit im Taxi fahren wolle. Ark wollte nicht, auch wenn sein Haus 24 Kilometer entfernt war.

Wie aus dem Nichts klatschte ein junges Eichhörnchen auf seine Schultern. ,,Huch. Hey, kleiner Fratz." Unerschrocken schnüffelte es an seinen Haaren. ,,Nana, nicht die Haare." Er streichelte den kleinen Nager am Kopf. ,,Geh nun." Er nahm es so vorsichtig wie möglich in die Hände und trug es zum nächsten Baum. Shang war offensichtlich wieder baff. ,,Du hast mich heute zweimal verblüfft. Ich meine deine Geschwindigkeit und... du bist so ruhig mit dem Eichhörnchen gewesen. Ich dachte, du wärst voll der 'böse Tierquäler'", ,,Ich? Nun, ich mag Tiere. Besonders Katzen. Ich kann nur nicht immer mit Menschen.", ,,Ohh ja, das stimmt."

 

Serkan meldete Shang von der Schule ab, weil Mittwoch war und er den Flieger zur Ostgrenze nicht verpassen durfte. Ilai erwartete sie schon mit Tee und Kuchen auf einem Silbertablett. ,,Hi alter Freund!", ,,So alt bin ich nicht.", lachte Shang und umarmte den Bäcker, ,,Schön, dich zu sehen und natürlich Dragunia. Wie groß du bist!" Die grüne Drächin nickte schnell und gluckste mit tiefer Drachenstimme. Ilai sprach liebevoll: ,,Es ist ein Glück, sie zu haben. Für mich ist sie immernoch das kleine Wesen, welches auf meiner Schulter saß bei meinem größten Abenteuer." Er bemerkte die angespannte Stimmung, lächelte und holte eine kleine Harfe. ,,Friedrich, komm mal her und spiel mit mir." Und wie von Zauberhand erschien der alte Fischer mit seiner Flöte. Beide begannen zu spielen. 

Sofort löste sich die unangenehme Stimmung in der Luft auf. Dragunia wippte hin und her und schmiegte sich an Shang. Von oben kam starker Wind. Draco landete hinter ihnen und brüllte, aber so als würde er mitsingen. ,,Donnerhau!", rief Shang froh. Der breitschultrige Schmied schlitterte an Dracos schuppigem Flügel hinunter. Seine Axt glänzte im Licht der östlichen Sonne. ,,Lang lebe der König!", schrie er zur Begrüßung, ,,Der einzig wahre König." Die Melodie der Freiheit verstummte. ,,Willkommen in meinem bescheidenen Heim, liebe Gäste.", verkündete Ilai, ,,Eigentlich kommt Donnerhau jeden Tag vobei.", ,,Mache ich dich gerne, alter Freund." Friedrich seufzte: ,,Wieso kommt Elvinaria nicht aus dem Zimmer oben raus?" Selbst der lebensfrohe Bäcker wirkte jetzt etwas traurig. ,,Nun... Ich vermisse Interru nicht einmal halb so viel wie sie." Shang setzte sich auf eine nähere Bank und starrte zur Tür. Er wusste, wie sehr Interru allen fehlte, doch er wollte es hinter sich lassen, deswegen wechselte er das Thema. ,,Schönes Haus.", ,,Nicht wahr? Ganz allein mit Dragunia aufgebaut. Schwarzeichenholz - hält ewig." Serkans Handy klingelte. Er griff automatisch danach und sagte in den Hörer: ,,Hallo? ... Ja, Serkan J. Graffield... Maja? Ja? WIrklich? ... Das ist fantastisch! Bla bla... Tschüss und vielen Dank." Sein Blick war so glücklich wie noch nie. ,,Leute, ich habe großartige Neuigkeiten.", ,,Was gibt's denn, Morgen-sonnenlieferant.", knurrte Donnerhau während er sich Eintopf in den Teller einschöpfte. ,,Maja ist jetzt offiziel meine Tochter. Ich habe sie adoptiert!" Die Gruppe stand auf und gatulierte ihm herzlich. Jeder einzeln. Shang sah die Sonne sich dem Horizont zuneigen. Ein Schatten legte sich über die Erde und alle verklungen auf der Stelle. Vom Boden aus stieg ein großer Erdhaufen empor. Mit' Rhan öffnete seine großen, gelben Augen und sprach: ,,Oberster rufen. Bereit? Am besten Drache. Schnell.", ,,Ich werde kommen.", ,,Nicht zu spät." Der Erddämon verschwand genauso schnell wie er aufgetaucht war. Shang rief eine Beratung ein. ,,Ich werde keine Entscheidung treffen ohne eure Meinungen zu hören." Ilai legte seinen Glücksschild wieder und atmete erleichtert auf: ,,Oh man! Was war das denn für ein Ding?", ,,Ein Dämon.", antwortete Donnerhau finster, ,,Einer von Taifuns Gefährten. Mit' Rhan heißt er." Serkan strich sich nachdenklich über den schwarzen, mittellangen Bart. ,,Du weißt ganz schön viel über Dämonen, Donnerhau.", ,,Pfa. Den Kerl habe ich öfters mal gesehen. Och, wie er reden kann und nur Schwachsinn in der Birne.", ,,Du hast also auch mit ihm geredet?" Serkans Blick wurde eiskalt. Donnerhau fauchte ihn an: ,,Was willst du denn jetzt? Ich habe ihn getroffen, als er Dracos Stall zerstörte.", ,,Leute!" Das war Friedrich. ,,Was seid ihr denn so grob zueinander?", ,,Es gibt einen Verräter unter uns.", erwiderte Serkan ohne den Blick von Donnerhau zu wenden, ,,Ist es nicht so? Hat das nicht Interru mal gesagt?", ,,Das kann eine Lüge sein.", versuchte Ilai sie zu beruhigen, ,,Wer sollte denn uns an Taifun verraten?" Donnerhau zischte: ,,Dem Graffield würde ich's zutrauen.", ,,Halt dein weites Maul, Silverrider."

Shang rief schließlich: ,,Seid ihr noch ganz bei Trost?! Ich muss zu Taifun - gleich. Ich weiß nicht, was ich machen soll." Der reiche Serkan setzte sich nervös ans Feuer. ,,Wir werden kämpfen.", sagte er mit gesenktem Kopf. Donnerhau setzte ein: ,,Bist du des Wahnsinns?! Er wird uns umbringen.", ,,Er wird uns so oder so umbringen oder glaubst du wirklich, er handelt ehrlich?", ,,Ich werde nicht so sterben, wenn es einen Weg gibt, zu überleben! Der Friedensvertrag ist vielleicht die einzige Chance." Ilai nickte zustimmend, aber verzweifelt. Shang kratzte sich am Kopf und fragte Friedrich.

Dieser seufzte: ,,In all den Jahren, die ich lebte, gab es immer zwei Seiten. Die Guten und die Bösen. Die Guten glauben an die Hoffnung, während die Bösen ihnen ein Messer an die Kehle halten. Siegen tut niemand, sondern sie zerstören sich selbst.", ,,Und was heißt das, Alter?", knurrte Serkan. Friedrich sah auf. ,,Ehrlichkeit ist nicht jedem ein Geschenk. Ebenso wenig, wie ein Kampf einfach ist. Der König hat eure Meinungen gehört, was er damit anfängt, ist seine Sache. Die meisten Entscheidungen werden doch spontan gefällt, nicht wahr?" Er lächelte breit und fing an auf seiner Flöte zu spielen. Shang schluckte seinen Frosch im Hals runter. ,,Möge Notch uns beistehen.", murmelte der Silverridererbe und putzte seine Augenklappe.

  Draco flog schnell und zugleich langsam. Es war weder ruhig noch angespannt im Himmel. So auch im Inneren von Shangs Gedanken. Er hoffte einfach nur, dass es Dokitura, Pieksi und Wolkov gut ging. Donnerhau räusperte sich. ,,Improvisiere einfach, aber höre meinen Rat trotzdem..." Er schaute zum König zurück und packte die Zügel fester. ,,Nutze jede Chance, die du ergreifen kannst. Dieser Pakt ist einmalig, vielleicht bietet er dir sogar mehr als unser aller Leben.", ,,Und wenn er lügt?" Der Schmied grummelte etwas, aber antwortete nicht.

Als sie schon den Ozean in der untergehenden Sonne schillern sahen und die Stadt wie ein gigantischer Glühball am Horizont thronte, erkannten sie etwas erschreckendes. Alle Bäume um Lavaredìnia wurden in Flammen gesetzt oder gefällt. Im Hintergrund tauchte eine imposante, schwarze Burg auf, auf dessen Spitze ein kolossaler Drache mit den Flügeln schlug und das Feuer antrieb. Er war ein Gigant, den die Erde nie gesehen hat. Ein Flügel war so groß, wie ganz Lodrion, eine Kralle so lang wie der Fluss unter dem Berge (also jetzt übertrieben beschrieben, aber er war wirklich groß). ,,Ich hatte Black Frost nicht so groß in Erinnerung." Beide waren geschockt von dem Drachen, der in zwei Meter dicken Ketten an die Burg gefesselt war. Er stellte Draco, der an sich schon groß war, völlig in den Schatten. ,,Schau!" Auf einem breiten Stück gerodetem Land baute sich eine große Fabrik auf. Pferde, Menschen und viele, kleinere Eisdrachen tummelten sich auf Asche und Baumstumpfen. Eisritter mit eisernen Peitschen trieben sie die Arbeiter an. Überall klangen Loren auf den Schienen, Hämmer auf den Ambossen und Feuer in den Öfen. Auf einer rießigen Fläche standen in Reih und Glied tausende Soldaten bereit, angeführt von Elvis auf einem Zerstörer. 

Plötzlich hörte Shang eine leise Stimme hinter sich: ,,Ziemlich viele Soldaten, nicht wahr?" Die weiße "Katze" von vor ein paar Tagen saß seelenruhig auf Dracos roten Schuppen und blickte hinunter. ,,Zu viele, um einen Krieg zu gewinnen.", ,,Zu wenige, um unsere Hoffnung zu brechen.", erwiderte er und drehte sich nach vorne um, ,,Was machst du eigentlich hier?" Donnerhau hörte alles mit und fragte sich, was da überhaupt los war hinter seinem Rücken. Angst antwortete: ,,Ich komme dann, wenn du meinen Rat brauchst.", ,,Nicht der perfekte Zeit-punkt, um meine Angstgedanken auszuschütten." Sie schnurrte: ,,Und ob. Was meinst du, was Taifumahang mit euch machen wird, wenn du den Vertrag nicht unterschreibst? Er wird zuerst deinen Bruder erledigen, dann deine geliebte Schule verbrennen und Lodrion erneut in Schutt und Asche legen. Und du wirst in die Geschichte eingehen, als der Amateur, der sich gegen ihn gestellt hat.", ,,Was soll ich deiner Meinung nach tuen?", ,,Hören, was er dir sagt und dann den Vertrag unterschreiben." Shang knurrte: ,,Ich muss auf Wolkov warten. Er weiß mehr.", ,,Verlass dich nicht auf ihn. Er ist schon lange tot." Sie schauten sich gegenseitig an, Angst grinste und löste sich in Rauch auf.

Als sie vor einem großen Zelt auf einem Stück Gras landeten, war es so still, als wären sie geradewegs in eine Falle geflogen. Donnerhau umschlung den Griff seiner Drachenstahlaxt, Shang_King umklammerte seinen Dreizack. Jemand klatschte ganz langsam und laut hinter den Vorhängen. Ein Schatten erschien auf der Leinwand und Taifun trat gemütlich hinaus. Ein langer Umhang schliff hinter ihm über den Boden und eine schwarz-gelbe Krone funkelte auf seinem breiten Kopf. Elvis und zwei Ritter kamen angetrabt und holten den König vom Drachen. ,,Flossen weg!", fauchte Donnerhau Elvis an, als er ihn anrührte, ,,Konnte dich nie leiden." Taifun amüsierte sich über ihre Ankunft (das sah man an seinem angespitzten Lächeln). ,,Willkommen vor den Toren Lavaredìnias!" Shang nickte ihm respektvoll zu. Eine weiße, langhaarige Katze strich sich um seine Beine und lenkte all Aufmerksamkeit auf sich. Jener Mut hat Shang jetzt verlassen. Da nützten selbst die hellen Farben seines feierlichen Hoodies nicht. Taifun sagte trocken, ohne eine Spur von Emotion: ,,Ich mag diese Katze. Sie hat eine starke Ausstrahlung, fast so wie mein lieber Mit' Rhan." Der Boden unter ihnen gab nach und eine Erdwand erhob sich hinter dem allbekannten Tyrannen. ,,Er wird uns heute begleiten." Angst fauchte den Dämonen an, doch Mit' Rhan streckte seine dreckigen Finger nach ihr aus und streichelte sie. ,,Seelenverwandte.", murmelte er, ,,Ich mag Angst." Taifun holte blitzartig eine Peitsche mit Metallstacheln und riss dem Erddämonen ein massiges Stück Schlamm raus. ,,Verhalte dich gefälligst ordentlich.", ,,Ja, Oberster." Er zog sich sofort zurück. 

Shang stotterte: ,,Schöne K-Krone.", ,,Och, danke. Ein Abschieds-geschenk der Dread Queen. Wie auch Black Frost." Er zeigte auf den erdbrechenden Giganten. ,,Er ist nicht einmal halb so groß wie der Ifrit. Erbärmlich.", ,,Was ist denn mit ihr passiert.", ,,Tragischer Unfall.", log Taifun ohne einen Ausdruck, ,,Zu meinen Gunsten."

Er lächelte schmal und fuhr fort: ,,Aaalso... Komm mit mir. Ich will dir etwas zeigen." Er breitete seine Arme aus, als würde er ihn unter seinen Umhang einladen. Shang blieb in Distanz. 

Sie gingen langsam (in unendlicher Anspannung) nebeneinander über das Gras, welches nur wenige Schritte später in Asche umschlug. Man sah Ritter einfache Leute schlagen. Sie klammerten sich an Shangs Beine und flehten ihn an, sie zu retten. Ein alte Frau lag am Boden und der Pandai half ihr eilig auf. ,,Notch stehe dir bei."; bedankte sie sich, kurz bevor sie von einem Soldaten abgeführt wurde. Die Augen des Mannes brannten gelb, beinahe unecht. Wie tot, ausgestorben in der Seele. ,,Schau dir an, was ich erbaut habe!", tönte Taifun stolz, ,,Mein Imperium. Rein von all denen, die ihren eigenen Willen gegen mich aufsetzten. Eine Weltmacht voller Stärke." Sie schritten zu dem Rand des Hügels für einen besseren Überblick. ,,Du... Hehe. Du musst dich immer auf deine Freunde verlassen. Ich bin für mich allein mächtig genug. Ich brauche keine Berater, nur fähige Arbeiter." Der König betrachtete das schreckliche (und blutige) Geschehen auf den Feldern und Minen. Ein ohrenbetäubender Schrei ließ die Luft erstarren. Es war Black Frost, der weiter mit seinen Flügeln schlagen sollte und einen kräftigen Stromschlag bekam. ,,Komm mit mir." Taifun verließ den grausamen Ort so hochnäsig, dass es ein Wunder war, dass sich die Krone auf seinen goldenen Haaren hielt.

Im Zelt war es ganz anders. Ein reich gedeckter Tisch stand in der Mitte, Laternen, umhüllt mit Feenstaub, leuchteten einladend über ihren Köpfen. Donnerhau und Elvis unterhielten sich über etwas sehr ernstes. Was heißt hier unterhielten, eher zischten sie sich die ganze Zeit an wie Schlangen und griffen bei jeder Bewegung nach ihren Waffen. ,,Setz dich ruhig." Taifumahang ließ den mit Gold umrandeten Stuhl schweben und Shang konnte sich ohne Anstrengung auf das weiche Leder setzen. ,,So..." Der Gewaltherrscher nahm einen großen Schluck frischen Drachenbluts und lächelte kaum merklich. ,,Mir ist zu Ohren gekommen, dass du jetzt wieder in der Schule bist. Bei deinen... Klassenkameraden.", ,,Ja, tatsächlich.", ,,Wieso? Ich meine, was nützt es dir?", ,,Wissen ist Macht." Shang und Taifun lächelten für einen Moment gleich. Taifun antwortete: ,,Gutes Argument. Glaubst du, mir würde Lernen passen?", ,,Wenn du etwas besseres mit dem Wissen anfängst, als Leute zu töten.", ,,Hehe." Taifun kaute sich auf der Lippe. ,,Na so was. Wo bleiben denn meine Manieren? Elvis, schenke unserem Gast etwas Wein ein und gib ihm ein Stück Bambus." Elvis brachte alles zu ihnen. ,,Danke, ich trinke nicht.", ,,Bei mir darfst du trinken, junger König. Was wäre ich für ein Narr, denen, die es verdienen, genau das nicht zu erlauben.", ,,Ich trinke trotzdem nicht." Shang kaute langsam auf seinem Bambus. ,,Natürlich. Disziplin. Wie dumm von mir... Rate mal woher ich das Drachenblut habe,", ,,Du hast einen Drachen erlegt?", antwortete Shang. ,,Nein. Ein Halbgott hat es mir gegeben. Unendlichen Vorrat an Drachenblut.", ,,Klingt nicht sehr heroisch.", ,,Man muss kein Held sein, um das zu erreichen, was man will. Unsterblichkeit und Macht. Hehe-"

Taifun zauberte sich eine Schriftrolle auf den Tisch. ,,So... Ich hoffe, das Essen hat geschmeckt." Shang nickte vorsichtig. ,,Na siehst du. Nicht alles, was ich mache, ist schlimm. Zum Beispiel mache ich dir einen großzügigen Vertrag. Du gibst mir dein Land und ich gebe dir das Leben deiner Freunde." Das Papier flog zum König auf der anderen Seite. ,,Ähm..." Er dachte an Wolkov, was er wohl gesagt hätte. Er wusste immer alles und das war gut so. Wenn er nicht da ist, geriete Shang genauso ins Schwitzen, wie genau in diesem Moment... Er hielt die Feder, er musste sie nur schwingen. ,,Mach schon.", fieberte Donnerhau am Eingang, ,,Unterschreib jetzt! Shang, wenn du das nicht machst, werden wir alle sterben." Shang trommelte mit den Füßen auf dem Boden. Da wünschte er sich, sein Mentor würde urplötzlich durch die Decke krachen und die Lage retten.

 

,,Schneller!!", schrie Wolkov und trieb Meteor mit den Beinen an. Der Wind raste ihnen entgegen, wie eine reißende Flut, die nie aufhören wollte. Buntes Blut floss auf Meteors Rücken hinunter. Der Wendigo hielt sich seine Wunde zu, doch das Ausbluten wollte nicht aufhören. Bob hielt Ausschau als er plötzlich rief: ,,Flotte! Flotte mit- ARMBRÜSTEN!!!" Ein Hagel aus Pfeilen schoss von unten zu ihnen rauf. Taifun wusste, dass sie kommen würden. Wolkov knirschte mit den Zähnen und heulte dem Rest zu: ,,Bringt den Erwähler nach Hebriel, so schnell es geht!", ,,Und was machst du?!", kreischte Doki zwischen pfeifenden Pfeilen. ,,Für mich ist hier Endstation. Dort ist das Zelt!", rief er und flüsterte für sich: ,,Ich habe mit jemanden ein Hühnchen zu rupfen." Sie wichen dem Pfeilsturm aus, indem sie höher flogen. Schließlich erreichten sie Lavaredìnia und erkannten den großen Stall zwischen Asche und Felsen. Wolkov murmelte in Meteors Ohr: ,,Bringe ihn sicher nach Hebriel." Der Hippogryph gluckste gehorchend und senkte seine Flughöhe. Wolkov griff nach seinem Schwert und sprang ab. Wie ein unbekanntes Flugobjekt stützte er vom Himmel genau auf den Tisch im Zelt. ,,Keiner rührt sich!", knurrte er als Wachen auf sie zurannten, ,,Oder euer Oberster ist tot." Er hielt die Eisklinge an Taifuns Hals. Dieser hob die Hände ohne jene Emotion. ,,Shang, nicht unterschreiben. Zerreiß den Vertrag auf der Stelle!", ,,Bist du dir sicher, Meister?", fragte der Tyrann nekisch, ,,Es ist die einzige Chance, euer Leben zu bewahren. Euer Leben und das von Teufelszahns Futter." Er klatschte mit den Händen und ein tiefer Graben öffnete sich vor ihnen. Der alte Stallmeister stand in Fesseln am anderen Ende und die gelbe Seeschlange (die aussah wie ein zu langes Fischstäbchen) versuchte, ihn zu beißen. ,,Nicht!! Nicht unterschreiben!!", schrie er aus letzten Kräften von der anderen Seite, ,,Lasst ihn nicht die Überhand gewinnen!" Von draußen kam Elvis rein, der eine Pistole an Donnerhau's Kopf hielt. ,,Und jetzt?", zischte Taifun ungeduldig, ,,Mach endlich!" Donnerhau rang nach Luft. Shangs Hand zitterte so sehr, dass der erste Tintentropfen auf das Papier klatschte. ,,Nicht!", rief Flilis. ,,Aber wenn ich das nicht mache, wirst du sterben!" Dann setzte er seine Unterschrift auf den Vertrag. 

Er atmete erleichtert aus.

Schockiert ließ Wolkov Taifun gehen. ,,Braver Junge." Der Schreckens-herrscher betrachtete den Vertrag stolz. ,,Lass Donnerhau frei und nehmt Filius die Fesseln ab." Das war das Schönste, was Shang hörte. Doch das änderte sich als Taifun hinzufügte: ,,Teufelszahn mag keine Eisenstücke in seinem Essen." Mit einer Handbewegung schob eine undurchdringliche Wand den Stallmeister weiter zum Graben. Er krallte sich in die Steine, aber das nützte nichts. Shang wurde von Elvis zurückgehalten. Wutentbrannt stürtzte sich Wolkov auf seinen ehemaligen Schüler. ,,Du wagst es, uns zu betrügen!!", ,,Was hast du denn erwartet?" Taifun wehrte ihn ab, nur um zu bemerken, dass Wolkov das Papier aus seinen Händen gezerrt hat.

Währendessen stand Filius schon halb über den spitzen Zähnen der Schlange. ,,Es tut mir leid!!", kreischte Shang, ,,Bitte verzeih mir, Filius!", ,,Gewiss, mein... König.", sagte Filius stolz und fiel direkt ins Maul. Wolkov blickte hin und her zwischen einer Seeschlange und der wahren Schlange. ,,Oh nein, nicht mit mir!" Er zerfetzte den Vertrag mit Zähnen und Klauen. Taifun sagte grinsend: ,,He. Ihr glaubt wohl, dass ihr mich jetzt los habt? Ihr macht einen großen Fehler." Er zog blitzschnell sein Zackenschwert und sprang auf seinen alten Meister. Dieser wehrte den Angriff mit seinem Eisschwert ab. Sie standen wie beim Training Gesicht zu Gesicht aneinander. Taifuns Augen brannten wie loderndes Feuer. Er trat Wolkov auf den linken Fuß, drückte ihn zur Grube und schob ihn immer weiter dort hin. Wolkov ließ sein Schwert los, wich der Klinge aus und vereiste Taifun am Boden. Doch sein damaliger Schüler war nicht dumm. Er ließ nicht zu, dass sie entkamen. Er warf den Drachenkopf an seinem Schwert auf Wolkovs Nacken, sodass er stolperte. In Sekunden umgaben sie Soldaten und ketteten den wütenden Werwolf am  Boden fest. Mit einem Ruck befreite sich Taifun aus der Eisfalle. Eisteilchen flogen durch die Gegend und trafen seinen Lehrer. ,,So. Was wolltest du nochmal sagen?" Er setzte demonstrativ seinen rechten Fuß auf Wolkovs Schulter. ,,Ihr habt doch gar keine Ahnung! Ich bin ein Gott; unsterblich und mächtig. In diesem Moment steht ein großes Heer vor der Grenze. Sie warten nur auf meinen Befehl. Der Wendigo ist verletzt und ihr habt keinen Schutz mehr.", ,,Doch wir halten zusammen!", fügte Shang nach Atem ringend hinzu (Elvis hielt ihm ein Tuch um den Hals). ,,Bist du dir da so sicher? Es gibt Verräter unter euch, Dämonen streifen durch das Land und wenn ihr euch fragt, wieso jetzt schon die Blätter fallen. Ja, das war ich! Ich kann die Jahreszeiten verändern. Ich kann alles." Er ging langsam auf Shang zu und hielt die Spitze seines Schwertes an seinen Hals. ,,Ihr seid erbärmlich. Nur ein Krümel auf meinem Umhang. Klein und trotzdem Dreck. Ich werde mein Reich aufbauen, so groß, dass ihr es im Leben nicht durchstreifen könnt. Meine Männer warten nur darauf, zu lange. Und jetzt... Werde ich den König töten. Kein großer Verlust. Ihr habt nicht einmal eine Armee." Er holte mit seinem Schwert aus. ,,Sagt tschüss, eure Majestät.", ,,Nana, nicht so schnell.", sprach eine Stimme von oben. Donnerhau und Draco schauten wie die himmlischen Retter nach unten. ,,Draco, Feuer!" Der rote Drache spreizte seine getupften Flügel und spuckte eine brennende Kugel in das Getümmel. ,,Shang, komm schnell!", rief er, als Shang sich losriss. ,,Wolkov!", ,,Lauf, Junge, lauf! Ich werde kommen. Versprochen."

Shang_King rannte. Er rannte wie wild zum Drachen, der augenblicklich abhob. ,,Höre meine Worte, Halbblut! Es wird mir eine Ehre sein, dich und deine Freunde zu töten. Alle nacheinander. Sicher. Bis dahin... Bereite dich auf unseren epischen Krieg vor."