Der Anfang des Feuers
Die Tür knallte mit einem lauten Klapp hinter Donnerhau zu. Sein brauner Bärenpelz war über die Schultern geworfen und wippte hin und her. Sein Bart war wieder lang, breit und kleine, graue Stellen waren am Schnurrbart zu erkennen. Die Haare waren alle verschneit und in einen Zopf zusammengebunden. Alles an ihm war weiß und verschneit. Selbst seine Augenklappe blieb nicht verschont vor dem Schneesturm, der draußen tobte. Nicht nur ein Schneesturm brachte die Wächter zum Verzweifeln. Vor den Toren der Burg stand eine kleine große Ansammlung an Leuten, mit Fackeln und Mistgabeln bewaffnet. Sie wollten Shang sprechen und vielleicht auch töten.
Friedrich saß am Feuer und tupfte seine Glatze mit einem Taschentuch ab. ,,Es reicht!", brüllte Donnerhau wutentbrannt, ,,Diese Leute müssen sofort eine Lektion vor's Gesicht bekommen!", ,,Nicht jetzt, Donnerhau.", meldete sich Dokitura, während er angespannt aus dem Fenster sah, ,,Sie haben gerade nicht die leichteste Zeit. Taifun schickt den Winter über die verdorrten Felder. Ernte ist rar. Mit' Rhan hat alles, was an Bäumen übrig ist, vernichtet.", ,,Pff. Du hast nicht zu entscheiden, was wir mit ihnen machen!", ,,Was würdest du denn vorschlagen?" Ilai blickte verzweifelt zwischen ihnen hin und her und streichelte Vivaldis flauschigen Kopf. ,,Sie endlich zurückdrängen! Wir haben eine gefüllte Waffenkammer.", ,,Das ist nicht die Lösung." Beide Männer, stramm und kriegerisch, stellten sich gegenüber, wie Feinde.
,,Wäre ich König, hätte ich die da draußen belehrt über ihre Vergehen. Stattdessen muss ich mir von einem Panda etwas vor die Nase befehlen lassen und auf seinen Bruder hören. Pha!", ,,Willst du wieder abhauen? Wie damals in der Tundra?", ,,Wenn es mich vor euren Geschwafel rettet, ja." Friedrich sprach ruhig: ,,Genug, Leute. Wir streiten Tag und Nacht wegen nichts." Donnerhau kratzte sich am Kopf. ,,Nun gut. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, dass die Demonstranten recht haben oder nicht. Vielleicht ist der Panda, so lieb er auch ist, nicht für diese Rolle gemacht." Dokis Augen fachten auf. ,,Im Gegensatz zu uns sucht er nach einer Verteidigung.", ,,Aber am falschen Ort.", erwiderte Donnerhau grinsend, ,,Er muss in die Schneeberge.", ,,Oder in die Savanne.", fügte Dittmad wie aus heiterem Himmel hinzu.
Doki schaute Dittmad an, dann Donnerhau und wieder DIttmad. ,,Orden des Raben. Nach denen sucht er." Friedrich klatschte plötzlich in die Hände. ,,Dann wissen wir doch, was wir tuen müssen! Ihr teilt euch auf um nach den Verteidigern der Krone zu suchen. Donnerhau, Ilai, ihr sucht die Silverrider, Doki, Dittmad, ihr sucht die Morgensonne."
Es klopfte an der Tür.
Donnerhau griff nach seiner Axt. ,,Sie sind hier! Ich wusste, dass sie durchkommen werden!" Ilai stellt seinen Schild vor Friedrich und ihn selbst. Doki konnte durch das beschlagene Fenster nichts erkennen, deswegen packte er vorsichtshalber ebenfalls sein Schwert. Mit zitternder Hand drückte er die Türklinke runter und riss die Tür auf. Brüllend wollte Donnerhau rausrennen, doch blieb noch rechtzeitig stehen, bevor er Wolkov in Hackfleisch verwandelte. ,,Wolkov?", winselte er überrascht und taumelte wie ein verängstigter Hund. ,,Wolkov?", ,,Wolkov?" Selbst Elvinaria kletterte von der oberen Etage runter. ,,Ja, ich lebe noch.", verkündete der Werwolf mit stolzem Ton und seinem Akzent, ,,Und schaut, wen ich gefunden habe!" Hinter ihm tauchte eine dunkle Gestalt auf. Der schwarze Umhang wehte im Schneewind. Es hatte einen Gürtel an, an dem sich zwei Dolche befanden und hielt ihren Hut aus schwarzem Leder. Als es aufblickte, erkannte man die warmen, schmalen Augen von Interru. Dokitura bekam weiche Knie und fiel auf den harten Holzboden. ,,Man, Interru, hast du einen Bart bekommen." Interru musste lachen und half seinem besten Freund hoch. Sie starrten sich kurz an, dann umarmten sie sich fest. Donnerhau sagte, leicht erfreut, aber etwas plump: ,,Du lebst ja noch... Wie schön!..." Ilai sprang hinter seinem Schild hervor und umarmte Interru kräftig. Ohne Worte, einfach umarmen.
,,Bekommt der alte Wolf auch noch eine Umarmung?", fragte Wolkov belustigt und Donnerhau schüttelte ihm die Hand. Der Abenteurer Interru schaute aber zu Elvinaria, die zurückschaute. Er befreite sich aus Ilais Umklammerung und ging langsam zu ihr.
Als sie voreinander standen begann er: ,,Ich weiß, dass du gedacht hast, ich wäre tot und so.. Aber ich lebe noch, also..." Ganz unerwartet klatschte sie ihm eine um die Ohren. ,,Wofür war das denn?!", ,,Wieso hast du mich solange warten lassen?" Sie küsste ihn ohne Vorwand.
Donnerhau knurrte: ,,Ich hasse Jugendliche.", ,,Dann wirst du Shangs Klasse ganz besonders hassen.", meinte Doki lächelnd, ,,Die ist voller verrückter Teenager.", ,,Mehr Essen für mich.", bellte Wolkov witzelnd und leckte sich die Zähne. Das brachte alle zum Lachen und Friedrich sagte: ,,Dann wird Interru mit Elvi und Dittmad nach der Morgensonne suchen.", ,,Lass mich erstmal ankommen, alter Mann.", erwiderte Interru erschöpft. Friedrich zeigt auf die Tür und spricht: ,,Die da draußen warten nicht."
Vor den Toren der Burg wurde aus der kleinen großen Ansammlung, eine ziemlich große Ansammlung an Menschen. Sie schlugen zusammen mit einem Balken gegen das Tor und schrien wie Wilde. Donnerhau blickte kurz aus der Tür und schlug sie schnell wieder zu. ,,Leude... Keine Zeit. Bewaffnet euch!", ,,Können wir das nicht friedlich klären?", fragte Ilai und umarmte Vivaldi, der ihm das ganze Gesicht ableckte und die gelben (ja, gelben. Er hat sie gefärbt), gesträubten Haare. ,,Nicht jetzt, Kumpel.", sagte Donnerhau und reichte ihm einen Speer, ,,Das ist der Anfang des Feuers."
Friedrich legte seine mit Falten übersähten Hände an die Tür und sprach irgendwelche magischen Worte aus. Pieksi holte ihren Schild und ihr Eisenschwert. ,,Ich beschütze den Wendigo!", ,,Pass auf dich auf, Schatz.", rief Doki ihr hinterher. ,,Let's go.", murmelte Interru ohne jede Begeisterung in seinem Ton.
Durch die Tür brachen drei stramme Männer, die sofort auf Donnerhau einschlugen. Dieser wehrte sich natürlich schreiend, fluchend und um sich schlagend. Interru boxte einen von der Seite und lenkte ab.
Wolkov nutzte die Gelegenheit, um den Boden zu vereisen. Alle Neuankömmlinge rutschten das Treppenhaus hinunter. Ilai stichelte alle von unten mit seinem Speer. Magnuns schlich durch das Gewusel, in Richtung Wendigo-Zimmer. Ein Schrei kam hinter der Tür hervor. ,,Pieksi?!", rief Dokitura und drückte die Angreifer raus in den Schneesturm. Interru rannte zu ihm und stellte dem ersten ein Bein, damit sie wie ein Stapel Dominos den Hügel runterrollten.
Magnus raste Hals über Kopf aus der Burg. Der Wendigo aber schnitt ihm den Weg ab und kettete ihn in magische Ketten aus Feuergold. ,,Bitte friss mich nicht! Ich tue auch alles, was du willst! Ehrlich!", ,,Sag mir, wer euch das Gold gegeben hat, mit wem ihr die Bewohner bestochen habt!", ,,Huram hat das von Elvis-" Der Erwähler schnippste und die Ketten lösten sich auf. ,,Du kannst gehen. Und sag deinen Amateurkämpfern, sie sollen sich von uns fernhalten, sonst werden Wolkov und ich großen Gefallen daran finden, euch zu fressen." Magnus nickte schnell und stürtzte hinunter. ,,Erwähler, Ihr seid wieder bei Kräften!", begrüßte ihn Dokitura und rannte hinaus zu ihm. Der knarzende Schnee war fest wie Stein, der Wind jedoch so seicht wie eine leichte Brise. ,,Der Sturm legt sich.", sagte der Wendigo nachdenklich und knirschte mit seinen Hirschzähnen, ,,Verliert keine Zeit. Das Feuer ist nicht gelegt, jedoch ist die Glut noch bereit zu entfachen. Fliegt hinaus! Sucht einen Weg, um die königtlichen Armeen zu finden." Er sackte erschöpft zusammen und versank im Schnee. Friedrich eilte zu ihm und rief dem Team zu: ,,Gestern hat ein großes Handelsschiff angelegt. Dittmad, du kannst doch steuern." Dittmad nickte schnell. ,,Legt beim Nonngarder Kleinhafen an. Der Große ist meistens voll. Ich als erfahrener Fischer kenne die besten Häfen in ganz Hebriel. Und seid so gütig und verkauft meinen Fisch an Mustafa, einen guten Händler für alles. Jeder kennt ihn. Und jetzt geht!" Er zeigte mit einer Handbewegung den Berg hinunter. Der Arm zitterte und sein Bart flatterte im erneut heraufsteigenden Wind. Elvinaria, Rob und Bob, Pieksi und der Rest preschten Dokitura und Wolkov hinterher. Etwas brauste sich am Meer zusammen. So früh waren die Herbstürme noch nicht da. Dokitura konnte sich kaum noch auf den rutschigen, mit Laub bedeckten Stufen halten, die direkt zum Hafen führten. Die seitlichen Felsen waren scharf und nass. Als er beinahe ausrutschte, schnitt er seine ganze rechte Handfläche auf. Es blutete und schmerze höllisch. Für Jammerein war jedoch keine Zeit. Ein Blitz schlug unmittelbar über ihnen ein. Dieses kurze, helle Leuchten verdeckte jeden für einen Augenblick die Sicht. Große Steinbrocken krachten auf den Weg und rollten zu ihnen hinunter. Zuerst langsam, dann immer schneller und schneller. ,,Verdammt.", rutschte aus Ilai raus und er schlitterte die Stufen mit flinken Fußsohlen hinunter. Ein weiterer Blitz schlug mit voller Wucht vor seine Füße ein und der Boden rollte einfach ins Meer. Ilai hielt noch rechtzeitig an, aber es war so rutschig, dass er halsüberkopf in die entstandene Schlucht zu stürzen drohte. Da fing ihn jemand am Jackenkragen auf und hielt ihn. ,,Jo, Leute, ich könnte hier Hilfe gebrauchen!" Donnerhau kreuzte unerwartet auf. Weder er, noch irgendwer hat ihn kommen sehen. Er blinzelte verwundert, schüttelte den Kopf und half Interru mit Ilai. ,,Das gibt's doch nicht!", raunte er voller Hass auf gerade alles, ,,Da feuert wohl jemand gezielt Blitze auf uns." Im selben Herzschlag fachte ein weiterer Blitz über ihnen auf und traf nur Zentimeter neben Interru ein. ,,Das ist safe Taifun.", erwiderte dieser grimmig, ,,Aber ich kann das auch!" Er zog seine grünglänzenden, leuchtende, scharfe Dolche und hielt sie in den schwarzen Himmel. Ein ohrenbetäubendes Donnern ließ sie erstarren. ,,INTERRU, BIST DU DES WAHNSINNS?!!", kreischte Friedrich von oben, doch er hörte nicht hin. Der nächste Lichtstrahl traf exakt zwischen die gekrümmten Dolche und drückte Interru mit einer unnatürlichen Wucht gegen die bohrenden Felsen hinter ihm. In der Zwischenzeit kletterten die restlichen Leute auf die andere Seite und flohen zum Schiff. ,,DU DENKST, DU BIST MÄCHTIG?!", schrie er triumphierend in die rauschende Leere, ,,DU HAST ES NICHT EINMAL GESCHAFFT, MICH GEFANGEN ZU HALTEN! HA! WAS GLAUBST DU, WIE STARK WIR ERST ZUSAMMEN SIND?!" Ein erneutes Grollen am Himmel versetzte alle in Kurzatmigkeit. ,,NA, SAG ES! SAG, WAS DU SAGEN WILLST!" Ein gelbes Licht umrandete die Wolken in Forme zweier großer, greller Augen. ,,Du- hattest nur Glück!", sprach das Donnern, ,,Ich werde euch alle vernichten. Das steht fest.", ,,ICH GLAUBE NICHT! DAS GLÜCK IST NÄMLICH WIRKLICH AUF UNSERER SEITE!!" Dabei rannte Interru wieder hinauf. Eine Reihe an Blitzen traf hinter ihm ein, jedoch war er viel zu schnell für sie.
,,Wo bleibt er?", murmelte Wolkov sorgenvoll und starrte in die Schwärze der stürmischen Nacht. Dokitura streichelte Anduins Hals als Beruhigung. Der Sturm hörte aber nicht auf. Lauter Blitze schlugen ins Wasser und ließen es aufhellen. ,,Da!", rief Ilai auf einmal und zeigte zum Himmel empor. Interru auf dem Rücken eines schwarzen Pegasus, gefolgt von zwei ausgewachsenen Drachen flog vom Berg mit Höchstgeschwindigkeit herunter. Dabei feuerte er seine grünen Blitze in Taifuns Wolke. Ein Kampf der Stürme. ,,Segelt los! Haltet nicht an! Trust me!", sprach er beim Vorbeifliegen. ,,Anker los!", schrie Ilai, dann Donnerhau und Pieksi zu Dittmad.
Interru sagte garnichts mehr, doch das nützte ihm auch nicht. Er wehrte die heranschießenden Blitze mit seinen Dolchen ab und warf sie zurück. Der Pegasus schüttelte seine Mähne im Wind. Schnee schlug sie von allen Seiten zusammen, erdrückte sie in seiner Kälte. Das ließ sie nicht ablenken. Dragunia und Draco trieben die Wolken mit ihren Flügeln zurück und wippten im Rhythmus des Sturms. Ihre Schuppen glänzten unter der weißen, flauschigen Schicht, ihre Augen blitzten genauso sehr wie der Himmel selbst. Niemand konnte sie aufhalten.
Interru machte weiter, egal wie müde er war. Ein weiterer Lichtstrahl steuerte genau auf das Schiff zu, wurde aber von ihm aufgehalten. Taifun wurde schwächer. Die heißen, grellen Lichter schienen immer weniger aufzuhellen. Der Mann mit (gerade ohne) Hut tat das Gleiche in gleichen Abständen.
Dann geschah es. Der letzte Blitz kam von Interru und traf direkt mitten in das Gesicht der Wolke. Es war. als hätte sich der Wind gedreht oder einfach komplett aufgehört zu wehen. Ein letztes Grollen rauschte durch die Nacht und der Sturm zerplatzte wie eine Seifenblase.
,,Seht ihr ihn?", fragte Elvinaria aus der Kapitänskajüte. ,,Ich bin doch schon da.", sagte Interru keuchend und stieg von dem geflügelten Pferd. Seine Freude fielen ihm sofort um den Hals. ,,Ich kann immernoch nicht glauben, dass ihr zwei wirklich lebt.", lachte Dokitura so glücklich wie man in so einer Situation seien soll. Er zerrte Wolkov mit in die Gruppenumarmnung.
,,Let's go zu Nonngard!", rief Interru aus. Plötzlich fing es an zu regnen. ,,Dann ab nach unten.", meinte Wolkov lächelnd. ,,Nicht so schnell, Boss! Ich habe noch etwas..." Interru holte zwei kleinere Dracheneier aus einem Ledersack. ,,Die gehören in den Regen.", ,,Sind das-?", ,,Jap, ich habe sie geklaut auf unserer Flucht." Er grinste. ,,Vielleicht ist Taifun deswegen so sauer auf uns." Er legte beide vorne zum Bug und umhüllte sie mit Brettern, damit sie nicht wegrollten. ,,Ist der Pegasus eigentlich Schattenherz?", ,,Yes. Keine Ahnung, seit wann er die Flügel hat. Ich finde sie aber ziemlich cool." Für einen Moment standen alle nur im Regen und starrten die Eier an. Da fragte Ilai: ,,Wer hat Lust auf Tee?" Alle außer Interru und Elvinaria gingen in den unteren Teil des Holzschiffs. Die Wellen waren relativ ruhig, aber das Herz war es nicht. Elvi lehnte sich an seine Schulter und er stützte sich über das Geländer. Sie murmelte: ,,Ich dachte, ich habe dich für immer verloren.", ,,Das dachte ich auch. Wäre Wolkov nicht gewesen, würde ich immernoch im Verlies von Lavaredìnia verrotten.", ,,Ein Glück, dass du das geschafft hast." Er seufzte: ,,Ich muss dir noch etwas sagen..." Sie blickte ihn fragend an und er hielt inne. ,,Also... Dein Bruder hat mich vor dem Tode bewahrt. Und er wollte, dass ich dir sage, dass es ihm leidtut, was geschehen ist." Elvinaria drückte sich von ihm weg. ,,Es ist zu viel passiert.", ,,Ich weiß, aber er wollte nur, dass du das weißt." Der Regen wurde stärker und sie stapften hinunter zu den anderen.
,,Was heißt eigentlich der Anfang des Feuers?", fragte Wolkov Donnerhau gerade. Dieser räusperte sich und antwortete: ,,Taifumahang ist nicht dumm. Wenn Unruhestifter da sind, dann sind sie überall. Ich hoffe nur, dass in Nonngard es noch ruhig ist.", ,,Das hoffen wir alle.", erwiderte Doki nachdenklich und kratzte sein Kinn, ,,Captain Dittmad, auf nach Nonngard!", ,,Schon geschehen!"
Das dunkle Eichenholz des Schiffs kämpfte gegen den Druck des Meeres, die Segel wehten hin und her, die Laternen brannten hell wie die Hoffnung in ihren Seelen.
,,Da bekommt man doch gleich gute Laune!", sprach Ilai und hopste etwas auf. ,,Wo er recht hat, hat er recht.", lachte Donnerhau, ,,Und ihr zwei? Hutmann, Werwolf? Was habt ihr alles erlebt?", ,,Das erzählen wir lieber bei Shang, dem bereits erwählten King, wie ich hörte.", ,,Ja, bei ihm also.", knurrte Donnerhau zerknautscht, ,,Dann gehe ich also schlafen.", ,,Gute Nacht."
Ob sie gut war, ist nicht klar, aber auf jeden Fall entfernte sich Wolkov von den anderen und saß stundenlang auf den Treppenstufen. Der Mond erhellte die finstere Herbstnacht. Sein Atem wurde kälter, sein Auge heller und eisblau. Eine ungewöhnliche Wildheit stieg in ihm auf. Er rannte auf das Deck und prüfte die Luft. Ein Knurren entstieg seiner Kehle. Ein tiefes, kratziges Knurren, als hätte er den Drang zu heulen. Da packte ihn jemand an seinen langen Nackenhaaren und zog ihn ruckartig aus dem Mondlicht. Er wehrte sich mit allen vier Pfoten, war aber wie gelähmt gegen den Zieher. Innen angekommen, rappelte er sich auf und verspürte ein drückendes Schmerzgefühl im Kopf. ,,Was... Ist passiert?", brummte er mit starkem Herzklopfen. Dokitura antwortete gleichgültig, jedoch etwas angespannt: ,,Dein Amulett, wo ist es?", ,,Es muss mir verlorengegangen sein.", ,,Das sehe ich." Shangs Bruder setzte sich auf eine Kiste. ,,Du bist ein Werwolf. Das haben wir völlig aus den Augen verloren und jetzt habe ich es genau gesehen. Taifun hat dir das Amulett genommen, um einen Raum zwischen dir und dem Team zu schaffen, nicht wahr?" Wolkov senkte den Kopf und flüsterte: ,,Ich war schon immer eine Gefahr für euch.", ,,Das entscheidest nicht du." Doki klopfte ihm auf die Schulter und lächelte, sich selbst zwingend. ,,Das entscheidet Shang. Aber ich sage dir, er wird dich behalten. Und wenn du ihm nur ein Haar krümmst, werde ich dich persönlich abschaffen. Versuche, dem Mond auszuweichen, klar?", ,,Klar." Damit gingen sie auseinander und das Gitter vor dem Lagerraum fiel zu.