Zwischen Baumriesen und Gestrüpp

Um nicht mitten in der Nacht von Lila aus dem Wasser überrascht zu werden, zelteten sie hinter der Waldgrenze und machten ein kleines Lagerfeuer. Nur so viel, dass nicht die Bäume anbrannten. Die Hippocampi wurden freigelassen. Das hatten sie sich auch wirklich verdient. Sie gehörten nicht in menschliche Hände, sondern in die Natur. Dankbar sprangen sie ins Wasser und verschwanden im blauen Dunkel. Dokitura musste Interru schleppen, weil er nicht mehr gerade stehen konnte. Ilai machte aus dem letzten Essen noch eine schöne Suppe, aber niemanden schmeckte nach diesem Schreck etwas. ,,Wir rasten heute hier und morgen früh müssen wir durch den Jungel. Kennt jemand den Weg?" Shang meldete sich:,,Ich habe doch die Karte!" Er griff in sein Inventar, aber das einzige was er rausholte waren alte Federn. Er wühlte ein zweites Mal, doch fand die Karte nicht. Er steckte seinen Kopf rein und versuchte besseres Licht zu bekommen. Keine Karte. Das Inventar war leer. (Vielleicht waren da paar Knochen, Bücher und etwas Holz dabei, aber keine Karte) ,,I-Ich glaube, i-i-ich h-habe die K-Karte verloren.", stotterte er und suchte in jeder Tasche, aber die Karte war verschwunden. Donnerhau mekerte nicht, sondern trat wütend gegen einen Baumstamm und brüllte auf als er natürlich wehtat.

,,Sollten wir uns nicht lieber auf Interru konzentrieren? Wenn ihm nicht bald jemand einen Trank der Regeneration gibt, ist er tot!", ,,Interru, Interru! Wir haben kein Essen mehr! Und keine Karte." Donnerhau lehnte sich an den Baum und brummte weiter. ,,Aber ich habe doch Vorräte aufgefüllt!", beschwerte sich Elvinaria empört, ,,Oder bezweifelt ihr das?", ,,Nein, natürlich nicht, aber wer weiß, wo sie jetzt sind." Dokitura legte Interru vorsichtig auf seinen Schlafsack. Der schwarze Reiter atmete kaum und wenn dann stockend und durch den Mund. Seine lebensfrohen Augen verloren nach und nach den Lebensschim-mer. ,,Wir können doch nicht einfach hier rumsitzen!", jaulte Shang urplötzlich auf, ,,Wir haben noch den halben Tag! Und wir können ohne Probleme weiter.", ,,Ohne Probleme, Panda?", knurrte Donnerhau,, ,,Du hast unsere Karte verloren und ohne sie sind wir verloren!", ,,Ich heiße SHANG_XI!", ,,Ach wirklich?" Sie gingen grimmig aufeinander zu und noch bevor Donnerhau ihm das Gesicht polierte, trat Wolkov dazwischen und ragte vor ihm auf. (Er war einen Kopf größer als Donnerhau und zwei Köpfe größer als Shang) ,,Hört auf! Shang hat Recht, wir dürfen hier nicht einfach rumsitzen." Der kleine rote Drache auf Donnerhaus Schulter quietschte und schlängelte sich auf seine Arme. ,,Und wie sollen wir das ohne Karte schaffen?" Shang sprach: ,,Ich kenne die Karte inundauswendig. Folgt meiner Nase!" Ilai schrie: ,,Hura!", aber als ihn alle verstört anstarrten, sagte er:,,Ich dachte, das wäre der perfekte Moment zum Feiern, oder nicht?"

Sie brauchten nicht lange um wieder wohlauf zu sein (ausgenommen natürlich Interru) und weiter zu reisen. Diemal übernahm Shang die Führung und wurde Erster in der Reihe, was Donnerhau garnicht gefiel. Der Regenwald war hell! Die Sonnenstrahlen schienen durch jedes Blatt und bestrahlten die gigantischen Urwaldriesen. Lianen wuchsen von A bis Z, groß, klein, lang, kurz, geschlängelt, glatt und sogar rot und blau. Jeder Baum war auf seine eigene Art magisch. Auf einem saß ein großer Ozelot und beobachtete sie mit lecuhtend blauen Augen, auf dem nächsten saßen Papageien und klakkerten mit ihren runden Schnäbeln. Ein Baum hatte gelbe Blüten und Pollen, die Wolkov ständig zum niesen brachten. Ihre Stämme waren umwuchert mit Sträuchern, aber keines der vielen Blätter war essbar. Und so hunrig und unmotivier wie sie waren, ging es bis in die Nacht hinein.

Wenn sie zurücksahen, so bemerkten sie, wie die Sträucher (über die sie gelaufen sind) wieder umknickten und keinen Weg bildeten. 

Verlaufen konnten sie sich ziemlich schnell. Außerdem war es sehr schwer, sich durch die dichten Gewächse zu kämpfen und Lichtungen gab es so oder so nicht. 

Mit großem Glück fanden sie in der nähe eines Sees eine etwas kahlere Stelle, wo die Zelte hin passten. Ilai und Donnerhau schliefen sofort ein, Wolkov ging auf die Jagd, das kleine Mädchen planschte im Wasser, Elvinaria blieb in der Nähe von Interru und Shang_Xi und sein Bruder saßen am Ufer und blickten zu den Sternen. 

Plötzlich fragte Dokitura: ,,Vermisst du Onkel Morgal?"

Shang war nicht daruaf vorbereitet. Stimmt, er hatte seinen verstorbenen Onkel bei diesen Abenteuer beinahe vergessen.

,,Ja, wer vermisst ihn denn nicht.", seufzte er, ,,Besonders seine Umarmungen und seine warme Stimme." Dokitura kratzte sich die braunen Haare und meinte:,,Ich kannte ihn nicht so gut wie du. Nachdem  ich erwachsen wurde, bin ich sofort weg und habe euch alleine gelassen. Vielleicht war das eine schlechte Entscheidung.", ,,Nein! Nein, überhaupt nicht. Wenn du nicht gegangen wärst, hättest du Interru niemals getroffen und wir würden also diese Reise nicht unternehmen. Es hat alles einen Zusammenhang." Shang blickte sein Pandagesicht im klaren Seewasser an und lächelte. Dokitura murmelte: ,,Vielleicht ginge es Interru dann besser." Shang schaute ihn mit einem schiefen Lächeln an und redete weiter:,,Es wird ihm nichts passieren und es liegt nicht an dir, dass es ihm zurzeit nicht gut geht." Der Halbpanda ließ dabei bewusst die Tatsache aus, dass Interru im Sterben lag. Nach einer langen Schweigepause sagte Dokitura wie aus dem Nichts:,,Wir müssen das alles abbrechen.", ,,Was?!" Er beugte sich zu ihm und flüsterte (damit es die anderen nicht unbedingt mitbekamen):,,Ich mache mir Sorgen um dich. Wir sind mitten in Noràli, ohne Essen und mein bester Freund ist fast tot. Vielleicht wäre es besser, dass dich jemand wieder zurück bringt. In einer Woche ist dein Geburtstag und Pieksi macht bestimmt etwas tolles für dich!", ,,Ich will aber nicht zurück! Nicht jetzt." Er wirbelte sauer und empört umher. ,,Glaubst du, ich packe das nicht? Glaubst du, ich kann mich nicht verteidigen oder sonstiges, was du kannst? Bin ich etwa ein Weichei wie du?!" Elvinaria blickte auf und Ilai wachte auf. Doki sprach etwas lauter:,,Dann zieh dein Schwert und kämpfte gegen mich!" Das musste er nicht zweimal sagen. Shang lief mit offner Klinge auf ihn zu in der Hoffnung, ihn nicht zu treffen. Das tat er auch nicht. Doki wehrte den Angriff schnell mit seinem Schwert ab. Beim nächsten Mal fiel sogar Shang zu Boden und blieb niedergeschlagen liegen. Selbstzweifelnd und enttäuscht. ,,Du kannst nicht gegen mich kämpfen! Wie willst du dann hier überleben? Sag es mir! Ich will nur, dass es dir gut geht. Ich habe es unserem Vater versprochen und unserer Mum." 

Wolkov hatte sie die ganze Zeit vom anderen Ufer mir seinem gelben Auge beobachtet und rief Shang_Xi zu:,,Du hast mehr als dein Schwert. Die Umgebung und deine Verbündeten und Helfer sind deine beste Waffe." Dabei deutete er auf die Pfeife von Filius. Phönix.

m,,Du hast recht. Ich kann nicht kämpfen. Noch nicht. Aber ich bin nicht allein und ich habe einen großen Beschützer auf meiner Seite." Damit bließ er in die Knochenflöte. Ein schriller und lauter Ton erklang. Die Drachen flüchteten vor dem Geräusch aus dem Drachenknochen. Als er die Pfeife absetzte, herrschte wieder Stille. Diesmal aber starrten sie hunderte Augen von allen Seiten an. Von Vögeln, Ozelots und Myrmex (rießenhaften Ameisen). Für einige Augenblicke geschah nichts, dann, ganz langsam, kam ein helles Licht zwischen den Bäumen hervor. Es zog lange Schatten vor sich und vertrieb sie, wenn es in ihre Nähe kam. Die Jungeltiere flüchteten vor dem Feuerschein und ein brennendes Pferd trat hervor, nickte mit dem Kopf und wippte hin und her mit den Hufen. Der Feuergeist war da. Dokitura kniff die Augen zusammen. (zum einen wegen dem Licht, zum anderen, weil er weiß, dass Shang jetzt bleiben wird) Im See reflektierte sich sein Schein und ließ die ganze Stelle wie in einer Disko anstrahlen. Als er Shang erblickte war er so glücklich, das die Flammen automatisch verschwanden und er als normales Pferd über das Wasser watete, ,,Nun?", ,,Okay. Du darfst bleiben.", ,,Danke." Er stürtzte sich auf seinen Bruder und umarmte ihn fest.

Gleich danach legten sie sich alle schlafen, selbst Wolkov und das kleine Mädchen neben Shang_Xi.

Der Morgen graute und Shang war der erste der aufstieg. Sie gingen raus und wuschen sich im glasklaren, kühlen See. Danach stiegen auf die Tiere und gingen weiter nach Osten. Da wo die Sonne aufstieg.

Zwischen den Bäumen fühlte man sich ziemlich eingeengt, aber Phönix machte ihnen den Weg frei. Kein Essen, dafür die fröhliche Laune von Ilai. Interru ging es sehr schlecht. Schlapp hing er über dem Rücken von Anduin. Wolkov sagte:,,Es ist vielleicht nicht ganz angenehm, aber es muss sein, damit du noch etwas überlebst." Der schwarze Reiter hat ihn garnicht gehört, sondern seufzte nur und überließ seinem Boss den Rest. Der Wolf nahm sein Hemd von der Wunde. Es war blutgetränkt und tropfte, aber außen war es noch weiß. Er zog sein Schwert und hielt es sehr dicht an die Schulter. Da entstand an der Spitze ein magischer, eisblauer Strahl, der die Wunde einfror. ,,Das söllte vorerst reichen. Ich kenne jemanden hier, der ihn verarzten kann. Dokitura, steig auf diesen Baum und halte Ausschau nach einer großen Lichtung!" Doki gehorchte und kletterte die Lianen hoch auf einen der großen Bäume. Nachdem er unter dem Blätterdach verschwand, horchten alle. Niemand hörte etwas, außer Wolkov. Der hatte Doki verstanden und zeigte eine andere Richtung als sie geplant hatten. ,,Südost. Passt auf die Steine auf.", ,,Welche Steine?", ,,Das wirst du noch sehen. Kommt!" Donnerhau bellte wie ein bissiger Hund: ,,Wenn wir nach Südost gehen, werden wir von der Route abkommen.", ,,Willst du Interru retten oder nicht?", schrie Dokitura wütend von oben, ,,Außerdem gab es nie einen Weg hier draußen." 

Sie gingen weiter. Dokitura und Anduin schwangen sich in die Lüfte, um die große Lichtung im Blick zu haben. Und niemand merkte, wie ihnen viele Augen zusahen. Und manche nicht aus Neugier.