Wird das überhaupt was?
(Solange Doki und Interru sich stritten, hatte Pieksi eine Eisenrüstung perfekt für Shang fertiggestellt. Sie war noch völlig im Glanz, neu und stabli. Auf dem Schild war ein großer, grauer Löwe angebildet. Er war das Wappentier der Silverriders, die einst in den Bergen lebten. (Das hat Shang in einem Buch gelesen)
Er zog sich den Helm über den Kopf. Der Helm war so leicht, man könnte meinen, er sei aus Federn. Der Harnisch, der Beinschutz und die Schuhe waren so leicht, dass er sie nicht bemerkte. ,,Das ist ja mega cool!", ,,Sag ich dir! Halb Silber, halb Eisen. Altes Familienrezept. Aber jetzt los. Mal sehen, was die Jungs so machen." Sie schob ihn mit der Eisenrüstung in den Abend raus. So gingen sie ins Haus.
Im Schlafzimmer stritten die ehemals besten Freunde immernoch. Sie schrien aufeinander und bewarfen sich sogar mit Karotten. (das kann echt schmerzhaft sein, wenn die erst ins Auge fliegen)
Pieksi schritt dazwischen:,,Mit Essen wird nicht geworfen!", ,,Auch wenn er so nervt?", ,,Dann auch nicht! Setzt euch und Shang wird euch erzählen, was wir vorhaben."
Mit finsteren Blicken hockten sie sich angespannt hin. ,,Oh wow." Interru pfiff und kniff ein Auge zu. ,,Ein Panda in Eisen gehüllt. Ein Meilenstein für die moderne Kunst." Shang lächelte und sprach ganz ruhig (jedenfalls versuchte er, ruhig zu klingen):,,Hi erstmal. Wir waren in der Schmiede und haben für mich eine Rüstung gecraftet. Morgen werden wir die Sachen packen und dann gehen wir auf ein Abenteuer!" Er machte dann so ein verkrampftes Gesicht, dass es aussah, als ob er weinen würde. (er hat wenigstens versucht zu lächeln)
Der schwarze Reiter riss die Augen auf und Dokitura verschluckte sich an einer Karotte. ,,Was?", ,,Pieksi hat mir erzählt, dass ihr mal beste Freunde wart und mitten bei eurer Reise auf der Suche nach dem Nachfolger etwas passiert ist und ihr sie abgebrochen habt. Deswegen werden wir sie jetzt fortsetzen. Und sogar mit mir als Streitschlichter. Pieksi wird solange auf die Farm aufpassen.", ,,Hat dir Pieksi erzählt, wieso wir sie überhaupt abgebrochen haben? Weil dieser Verräter mich seinen neuen Freunden ausliefern wollte!", ,,Und habt ihr überhaupt gefragt, ob wir das überhaupt wollen?" Interru machte ein ernstes, fassungsloses Gesicht. ,,Nein.", antwortete Pieksi, ,,Es war eine Überraschung. Aber wir haben uns schon gedacht, dass ihr dagegen seien werdet. Deswegen hier ein Kompromiss. Wenn ihr morgen alleine auskommt ohne euch zu prügeln, bleiben wir hier und Shang wird zwei Tage Kohle schaufeln." Der Panda sah sie verwirrt und wütend an. ,,Aber falls ihr euch doch prügelt, werdet ihr sofort losziehen.", ,,Ha! Wir waren beste Freunde. So schlimm kann das garnicht werden. Und wenn wir losziehen söllten, kommt Shang auf gar keinen Fall mit!", ,,Ja, aber - und jetzt lass mich ausreden - ich bin alt genug für Abenteuer.", ,,Du bist da draußen nicht sicher! Meine Aufgabe ist es, auf dich aufzupassen. Was wäre ich für ein großer Bruder, wenn ich dich direkt in Gefahr bringe.", ,,Es ist keine Gefahr. Es ist eine Reise. Und was wäre ich für ein Panda, euch einfach so los zu schicken?" Dokitura umarmte ihn ganz fest und flüsterte:,,Ich mache mir nur Sorgen.", ,,Ich weiß, aber es wird Zeit, dass ich auch was erlebe. Erst Onkel Morgal dann du. Ich brauche Freiheit!", ,,Oder zwei Tage Kohle schaufeln." Er wuschelte ihm durch die Haare und befahl allen, sich schleunigst ins Bett zu legen.
Egal wie müde Shang war, er zählte vor dem Schlaf noch seine Smaragde. Ob sie für eine Karte beim Bibliothekar reichen? Er gähnte schon, aber machte weiter. ,,Ich habe nur 3 Smaragde, den Diamanten von meinem Onkel und vier Federn und anderen Schnickschnack. Das wird nie reichen!", murmelte er und legte sich mit einem Ruck aufs Bett zurück. Mit einem ersterbendem Blick zur Wand. ,,Ich habe jetzt schon versagt .", dachte er verzweifelt. Das Kerzenlicht wackelte und jemand krabbelte zu seinem Bett. ,,Hallo Interru. Falls du die Wette sabotieren willst, bitte. Ich bin jetzt schon am Ende." Doch der schwarze Reiter legte 30 Smaragde auf den Tisch und sprach:,,Danke, dass du versuchst, uns wieder zu befreunden. Ich versuche alles, wieder gerade zu biegen, auch wenn es heißt, eine Wette zu verlieren.", ,,Danke Mann. Ich muss mal hier raus. Anscheinend ist das die einzige Möglichkeit, Doki zu beweisen, dass ich etwas kann und er sich nicht immer um mich sorgen muss. Onkel Morgal war genauso. Liegt anscheinend in der Familie." Er seufzte und setzte sich auf. ,,Ich vermisse ihn.", ,,Was ist denn mit ihm passiert?", ,,Verkühlt. In der schimmsten Jahreszeit. Naja. Er gab mir diesen Diamanten. Erbe und so. Er meinte, mit ihm kann man ein Seeungeheuer gesiegen, welches unsere Familie Hunger leiden lässt. Jahrhunderte lang. Aber ich glaube, es ist eher eine teure Deko.", ,,Hmm..." Interru betrachtete mit seinen braunen Augen den Edelstein genau. ,,Das ist kein gewöhnlicher Diamant, aber zerbrech dir jetzt darüber keinen Kopf. Morgen brechen wir auf, dafür werde ich sorgen." Er zwinkerte ihm zu und ging zurück zu seinem Schlafsack. Shang_Xi stellte ihn ab und sah, wie sich das Kerzenlicht in blau umfärbte.
Lang konnte er nicht ruhen. Schon als die ersten Sonnenstrahlen den Boden berührten, waren Pieksi und er im Sattel. Der Sattel von WInd (ihrem Pferd) war extra dick gepolstert, sonst wäre das arme Ding schon durchlöchert. Per Knopfdruck öffneten sie das Tor und ritten vorsichtig raus. ,,WIeso nicht schneller?", ,,Dokitura hat gesagt, wir dürfen nicht schneller.", ,,Toll." Sie ließen die Köpfe hängen und Pieksi erklärte, dass es nur noch wenige Meter bis zum Dorf sind, also Geduld. Er hat ja Geduld, aber irgendwie fühlte er sich nicht gut, als sie das Dorf erblickten. Alle starrten sie an und ihre Augen stachen ihm in den Pelz. Besonders der Blick von einem Waffenschmied mit braunem Bart und einer Augenklappe brannte ihm richti ein. ,,Wer ist das?", ,,Der Waffenschmied? Das ist mein Onkel Donnerhau.", ,,Onkel?", ,,Ja. Leider. Nachdem mein Vater ermordet worden ist, redet er kein Wort mehr mit unserer Familie. Aber wenn er das Wort König hört, spitzt er seine Lauscher." Und tatsächlich. Der Schmied streckte den Hals hinter dem Amboss hervor und schlich an der Wand der Bibliothek zu ihnen.
,,Sei nur nett zu Magnus, dem Bibliothekar und seinem Freund Huram, dem Priester, Ich kaufe etwas Brot ein.", ,,Geht klar." Er stieg ab und betrat das Gebäude. An einer Wand war alles voll mit bunten Büchern, die andere bestand aus drei Fenstern. Gegenüber der Tür war eine Theke, an der ein glazköpfiger Mann saß und seine schwarze Brille säuberte. (ich glaube, das war Magnus) ,,Was? Es ist Frühstück.", ,,Ich will was kaufen.", ,,Kaufen. Das wollen sie alle.", brummte Huram (der gerade ein Buch las und keine Brille putzte). ,,Eine Karte zu den Sümpften von Noràli. Wir machen eine Reise.", ,,Ist das nicht etwas zu früh für dich, Kleiner? Sie ist lang und gefährlich.", ,,Ich gehe nicht allein.". Huram knurrte:,,Kauf deinen Kram und hau ab!"
Magnus legte seufzend eine Karte auf den Tisch und wollte für das Papier 42 Smaragde haben. Shang legte alles, was er hatte auf den Tisch. ,,Ich habe nur 33.", ,,Tut uns leid. Wir brauchen 42.", ,,Kann ich das nicht nachzahlen?" Huram stand auf und bedrängte ihn:,,Nachzahlen? Was für Nachzahlen?! Verschwinde mit deiner Pandaschnauze.", ,,Schon gut. Darf ich wenigstens meine Smaragde zurück haben?", ,,Welche denn? Wir haben keine gesehen." Er grinste und schob ihn aus dem Haus. ,,Hey, lasst mich rein!" Aber die Tür war schon verriegelt. ,,Alles okay, Panda?", fragte der Waffenschmied (der um die Ecke stand). ,,Sie haben mich rausgeworfen, weil ich nicht genug Smaragde hatte. Und haben es jetzt da drinn.", ,,Ah, diese Geier.", knurrte er und sein Bart plusterte sich auf. ,,Ich kümmere mich darum." Er straffte seine kräftigen Schultern und trat die Tür ein. Magnus flüchtete kreischend unter den Tisch und Hurams Auge fing an zu zucken. ,,Rückt sofort die Karte raus!", ,,W-W-Was meinst du?", ,,Ihr wisst es genau, ihr Nichtsnutze! Der Panda ist der Bruder von Dokitura und sie planen eine Reise um den König zu finden.", ,,Ach. Da spitzt du die Ohren. König.", lachte Huram und knabberte weiter an seinem Keks. ,,Her mit der Karte oder ich hau euch zusammen und plauder allen aus, dass ihr das Geld der Obdachlosen klaut." Huram und Magnus wechselten einen Blick und schließlich gaben sie ihm das Stück Papier. ,,Danke Magnus, danke Huram!", sagte Shang, während der Schmied ihn rausschob. ,,Und was ist mit der Tür?". ..Ihr könnt sie euch mit eurem Ego reparieren."
Nachdem sie sie verlassen hatten, stellte sich der Große gerade vor ihm und sprach (als hätte er es tausend mal geübt):,,Donnerhau der Jüngere, Sohn des Donnerhau des Älteren, zu Ihren Diensten, Panda.", ,,Shang_Xi. Freut mich, dich kennenzulernen. Ich darf doch du sagen. oder?", ,,Immer doch.", ,,Du willst also König werden, ja?", ,,Ich bin einer der Silverriders. Der Letzte. Nachdem mein Bruder gestorben ist..." Er schaute grimmig drein. ,,Naja. Schlimme Tragödie für die ganze Familie. Aber jetzt zur Sache. Wann beginnt die Reise?", ,,Sie beginnt heute, falls wir eine Wette gewinnen.", ,,Wette?", ,,Mein Bruder... Ist nicht sehr einverstanden damit.", ,,Dokitura der Vorsichtige.", lachte er sich in den Bart.
Shang_Xi sah sich erstmal um. Er war noch nie hier gewesen. Aus Eichenholz gebaute Häuser standen in allen Ecken, eine Kirche mit einem Kupferdach schimmerte in dem Licht der Morgensonne. Am Rand der bepflasterten Handelswege standen viele Tulpen und Mohn, die von fleißigen Dorfbewohnerkindern begossen wurden. Sie liefen von Stein zu Stein und spielten Fangen. Eine leichte Brise wehte den Duft von frischem Brot in ihre Nasen. Aus einem Garten konnte man ein Lagerfeuer knistern hören und aus den Fenstern konnte man die Gesichter vieler Bewohner erkennen, die den Halbpanda neugierig musterten. ,,Da kommt Pieksi!", sagte er und winkte sie zu sich.
,,Hallo Jungs. Wie ich sehe war mein Onkel wieder hilfsbereit.", ,,Hallo Pieksi. Groß bist du geworden.", ,,Dein Bart ist auch ziemlich gewachsen. Der geht ja bis zu den Schultern.", ,,Er wird langsam grau.", lachte er mit seiner warmen Stimme. Seine rotbraunes (rechtes) Auge betrachtete Shangs schwarzen Hoodie. ,,Bist aus der Stadt?", ,,Ja tatsächlich. Wieso?", ,,Solche Glamotten trägt man nur dort.", ,,Ist das so offensichtlich?", ,,Ja sehr! Es ist sehr selten, dass jemand aus der Stadt kommt." Pieksi lächelte schmal und sagte:,,Lasst uns wieder zurück zu Dokitura und Interru.", ,,Interru?" Donnerhau schob seine buschigen Augenbrauen zusammen. ,,Der schwarze Reiter?", ,,Ja der.", ,,Ich dachte die schwarzen Reiter..." Sie beäugten ihn wissbegierig. ,,Ach nichts." Er knirschte mit den Zähnen und als sie ihn immernoch anstarrten, pfiff er ein schneeweißes Pferd zu sich.
,,Erinnerst du dich an Pegasus?", ,,Natürlich. Er war mein erstes Pferd."
Sie streichelte dem Hengst über seine Schnauze. ,,Es wird Zeit."
Alle (also ich meine jetzt nicht die Dorfbewohner) sattelten auf. ,,Wartet!!", schrie eine helle Stimme, ,,Du hast die Teigtaschen vergessen!" Ein junger Mann mit Strohhut lief zu ihnen und übergab dem Kaktus eine Kiste . ,,Danke Ilai. Habe ich fast vergessen.", ,,Keine Ursache. Wohin gehts denn?" Donnerhau antwortete:,,Geh zurück an deine Mühle, bevor du noch auf die Idee kommst, mit zu gehen.", ,,Ja du hast Recht. Viel Glück."
Unterwegs zurück erzählten sich Donnerhau und Pieksi alte Erinnerungen über ihren Vater, wobei ihr Onkel eher abgeneigt zu diesem Thema wirkte.
Irgendwann (nach langweiligen Erwachsenengesprächen) erreichten sie die Mauer.
,,Das ist also die berüchtigte Mauer von der alle im Dorf reden. Ilai wollte euch besuchen und sah sie. In Furcht und Neugierde erforschte er alle Ecken und Kanten und kehrte wieder zurück. Komischer Kerl.", brummte Donnerhau und kratzte seinen Bart.
Mit einem geheimen Hebel öffneten sie die Tore und als sie über die Druckplatten liefen, schlossen sie sich hinter ihnen.
Der Wind wirbelte alte Blätter um die Hufe der Pferde, zerrte an ihren Mähnen, ganz leicht, als würde er sie begrüßen will- Die Sonne schien von der Mitte des Himmels auf sie und trauchte alles ihn rosiges Frühlingslicht. Die Schafe standen am Zaun. In ihren Mäulern hingen grüne Grashalme und ihr Fell war voll mit Blütenblättern.
,,Doki, wir sind zurück!", rief Pieksi und stieg ab. Währenddessen studierte Shang die Karte. Die Weltkarte war alt. Sehr alt. Mindestens 300 Jahre. Man könnte meinen, sie kann jederzeit in seinen Pfoten zerfallen. ,,Da seid ihr ja!", begrüßte sie sein Bruder und schüttelte Donnerhaus starke Hand, ,,Freut mich dich zu sehen, Donnerhau!", ,,Die Freude ist ganz meinerseits." Pieksi unterbrach sie frecherweise: ,,Es scheint als hättest du unsere Wette vergessen, Schatz. Wo ist Interru?", ,,Weiß ich nicht. Tollt irgendwo rum, nehme ich an.", antwortete er ganz gelassen, ,,Lasst uns ins Haus gehen."
Auf den Haken, hingen sie ihre Rüstungen und Kleider auf.
Shang_Xi konnte seine hellen Augen nicht von der Karte werfen, selbst als der verlockende Duft von Seetang und Bambus den Raum füllte.
Seine schwarzen Öhrchen zuckten, als er ein leises ,,Hilfe." vernahm. Es kam aus dem Schlafzimmer.
Auch alle anderen haben es gehört und stolperten die Treppe hinunter, rissen die Tür auf und erstarrten. ,,Auch du Heilige...!", grollte der Silverrider. Im Schlafzimmer war alles verkehrt. Wortwörtlich.
Die Betten, Kisten, nein sagar die Fackeln standen mit Unten nach Oben auf einem Haufen in der Mitte des Zimmers. Untendrunter winkte ihnen eine Hand zu und schnaufte:,,Hi Leute. Please, ich brauche Hilfe." Shang_Xi warf seinem Bruder einen scharfen Blick zu, obwohl er genau wusste, dass Interru das nur spielte ,,Ich war das nicht!", verteidigte er sich (was ja auch stimmt).
Donnerhau und seine Nichte räumten alles weg. Derweil stritten sich Interru und Dokitura wieder und Shang versuchte sein Geschwisterteil zu überzeugen, dass sie die Wette verloren haben.
,,Ich gehe nicht auf eine Reise mit diesem Klotz!", ,,Was für Klotz? Du hast mich da reingesteckt!", ,,Habe ich garnicht!!", ,,Schluss jetzt!!!", brüllte Donnerhau, ,,Ihr sucht den König. Das ist das wichtigste. Nicht, dass ihr wieder Friede Freude Eierkuchen spielt. Jetzt packt eure Sachen."