Der neue König

,,...Shang_Xi."

,,What?", rief Interru, ,,Was?", Doki, ,,Was?", Elvinaria, ,,Wie bitte?", Maja, ,,WAS?!!", Donnerhau und Ilai: ,,Was ist passiert?" Bo und Wolkov wollten sich nicht äußern. Shang selbst riss die Augen auf und murmelte: ,,Bitte- Bitte was?", ,,Du wirst König."

,,Einspruch! EINSPRUCH!", schrie Donnerhau und schlug mit der Faust auf den Tisch, ,,Ich habe das Recht auf die Krone! Niemand wird sie mir nehmen! Ich bin der Oberste der Silverrider!", ,,Häuptling hin oder her. Es gelten Taten, nicht Worte.", Und ich?!", kreischte Maja die 250., ,,Ich bin direkte Nachfahrin des könig Sahai!", ,,Ja. Und?", ,,Wir verlangen eine Erklärung!", unterstützte Donnerhau sie.

,,Nun. Ich habe bei niemanden von euch so viel Freundschaftsstärke, Mut und Entwicklung gesehen. Wer hatte die Idee mit der Reise vorgeschlagen? Wer trat Taifun gegenüber? Wer besiegte Meerestod? Wer schaffte es eine Hydra in die Flucht zu schlagen? Shang. Außerdem hat er den Tod gesehen.", ,,Der Panda ist aber nicht alt genug! Er ist 16.", ,,Macht das einen Unterschied?" Donnerhau riss den Mund auf, bekam aber nur ein leises Kächzen raus. Shang hielt diese Spannung nicht aus und rannte raus. Dokitura hinterher. Donnerhau brummte: ,,Sie werden das noch büßen.", ,,Ich bin mir sicher, ich habe keinen Fehler gemacht."

Shang sah sein Spiegelbild im Wasser. Ein Pandagesicht. Voller Versagen, voller Wertlosigkeit. Wie seine Klassenkameraden immer gesagt haben. Und jetzt? Hat sich irgendetwas geändert? Er ist immer-noch der Selbe. ,,Hey, Bruderherz." Shang drehte sich weg und sah mit seinen schwarzen Augenringen ins Leere. ,,Du... Ähm... Wurdest also erwählt.", ,,Nicht verdient." Doki seufzte und kratzte seine hellbraunen Haare. ,,Also... Ich glaube, niemand hat das erwartet." Plötzlich meldete sich Wolkov: ,,Außer ich. Ich wusste es von Anfang an.", ,,Wie?", ,,Ich hatte es im Gefühl.", ,,Hört auf mit euren dämlichen Moralreden, ihr Arschgeigen! Nichts läuft so, wie es soll!", brüllte Donnerhau und riss einen Hydraschädel vom Dach, ,,Wir hätten nie herkommen sollen.", ,,Um ahnungslos im Dunklen zu tappen? Njet, mein Freund." Shang haute ins Wasser und ging zum Wendigo.

Dokitura wollte hinterher, aber Wolkov packte ihn an der Schulter. ,,Wir müssen warten. Er muss sich daran gewöhnen. Du auch, Donnerhau.", ,,Pff. Dass ich nicht lache!" Er verschränkte seine Arme und starrte grimmig auf den See hinaus.

Der Wendigo hat Shang schon erwartet, wenn keiner da ist. ,,Nun.", ,,Ich kann das nicht.", ,,Ich weiß. Niemand kann das. Aber du musst es wollen. Wie Wolkov gesagt hat.", ,,Wenn ich König bin, setzte ich alle einer großen Gefahr aus. Taifun wird mich jagen und sie auch.", ,,Hat er das nicht schon längst?", ,,Ja, aber jetzt ist es anders." Er plumpste auf den Stuhl. ,,Ich... Habe es nicht erwartet. Nie im Leben. Ich war ein Versager, ein Nichtsnutz, einer der Hausaufgaben für andere macht, damit sie einen nicht verprügeln, einer der nichts richtig kann außer lesen.", ,,Jedoch bist du über das alles hinausgewachsen. Du bist ein anderer Halbpandai. Du hast dich verändert. Veränderung ist gut.", ,,Aber werde ich das überhaupt packen, ein ganzes Land regieren?", ,,Nein." Shang schreckte hoch. Das hat er nicht erwartet. ,,Wenn du es alleine machst." Der Erwähler zeigte zur Tür. In ihr stand der große Werwolf mit stolzem Blick, sein Bruder Doki, sein Kumpel Interru, Ilai und Elvinaria. Und Donnerhau, auch wenn etwas sauer. ,,Wir werden dich überall hin begleiten.", sprach Interru, ,,Treuer kann niemand sein als wir zu unserem neuen König." Donnerhau setzte seine Axt ab und brummte: ,,Auch ich, wenn's sein muss." Shang musste lächeln. Der Ewähler (dessen Namen sie immer noch nicht wissen) redete ihn an: ,,Es wird Zeit, dir deinen neuen Namen zu geben. Shang_Xi, ab heute wirst du Shang_King genannt." Mit diesen Worten stand er auf und legte seine großen Pranken auf des Königs Schultern. ,,Juhu! Lang lebe der König!", rief Ilai hüpfend, damit er was sah. Und alle, nacheinander, verbeugten sich vor ihm. Selbst der Waffenschmied.

,,Ich will ja nicht die Laune verderben.", fing Maja an, ,,Aber Taifun ist da draußen.", ,,Macht euch deswegen keine Sorgen.", erklärte der Wendigo, ,,Diesen Ort wird er niemals finden. Er hat ein Schutzschild, welches ihn unsichtbar und durchdringlich macht. Keiner kann uns sehen oder hören. Deswegen gebe ich euch zwei Tage Zeit um euch vor der Rückreise auszuruhen.", ,,Und du?", ,,ich muss in den Fichtenwald. Andere Wendigos werden versuchen, das Schild zu zerkratzen." Er klopfte in die großen Pfoten und ein leichter Wind wirbelte den Staub hinfort, reparierte das Holz und vergrößerte die Hütte. ,,Macht es euch gemütlich."

Sie breiteten ihre Schlafsäcke aus und legten sich schlafen. Auch wenn eine unangenehme Stille herrschte, war es dennoch richtig kuschelig und weich im Bettchen. ,,Wir sind dann mal weg.", rief Interru, ,,Ich wollte Elvi noch den Sternenhimmel zeigen.", ,,Viel Spaß.", sagte Doki halb im Schlaf. ,,Ich hasse junge Leute immer noch." Donnerhau schärfte mit einem großen Stein seine Axt. Shang_King drehte seinen Dreizack, streichelte den Diamanten seines Onkels und strich über Meerestod's Zähne. Das Knirschen des Steines machte ihn nervös, jedoch beruhigten ihn die stolzen Augen seines Mentors. Man merkte auf jeden Fall die gemischte Stimmung. Und das könnte sie teilen.

 

Interru schob das Boot ins Wasser und ruderte langsam auf die Mitte des Sees hin. Jede Berührung mit dem Wasser war wie ein Spiel der vielen kleinen Lichter am Himmel. Sie mischten sich, kreisten umeinander und wenn das Wasser wieder still war, trennten sie sich. ,,Du kannst deine Augen wieder öffnen.", murmelte er beim Einholen der Ruder. Elvinaria blinzelte und erblickte zum ersten Mal den weiten Sternenhimmel. Zuerst schwieg sie, danach fiel sie fast zusammen vor Erstaunen. ,,Er ist wunderschön. Ich habe den Sternenhimmel noch nie so gesehen. Er wurde immer von den Lichtern der Stadt überdeckt. Das einzige Mal als ich ihn sah, war als ich mit... Elvis und meinem Großvater die Glühwürmchen beobachten wollte. Ich war damals fünf." Sie lachte. Interru musste lächeln und lehnte sich zu ihr. ,,Was ist pas-siert?", ,,Naja. Wie das Leben halt so ist. Großvater ist gestorben, Oma hat einen Weg gefunden ins Königreich zu kommen und ließ uns allein. Elvis und ich waren lange allein auf uns gestellt. Irgendwann war eine Parade und wir liefen ausversehen vor die Füße des Sultans Medrian. Er nahm uns gütigerweise mit und ich fand in seinem Palast meinen Adoptivvater und besten Freund. Elvis wurde trainiert und fand seine große Liebe. Sie waren verlobt und wollten heiraten. Haha, ich weiß noch, wie er mich nach dem perfekten Antrag für sie gefragt hat. Elvis und Luna waren so verliebt..." Für eine halbe Minute schwieg sie. ,,Sie starb nur wenige Tage vor ihrer Hochzeit. Sie war schwer krank. Es wäre die beste Hochzeit seit langem gewesen. Das trieb Elvis in die unendliche Traurigkeit und in den Wahnsinn. Dann geschah dieser Vorfall. Er ließ Taifun in die Stadt. Mein bester Freund Dittmad musste fliehen und lenkte dabei leider die Aufmerksamkeit auf seine Heimatstadt. Taifun plante etwas um sie zu zerstören. Mehr weiß ich nicht. Ich wurde von Filius und meinem Adoptivvater Aulus, seinem Bruder, zu Oma geschickt. Und jetzt weißt du bescheid... Was ist deine spannenste Geschichte?", ,,Oh. Wo soll ich da nur anfangen." Er dachte kurz nach. ,,Ich fasse mein ganzes Leben kurz zusammen. Ich wurde vor zwanzig Jahren in Nonngard geboren. Meine Mutter war Warenhändlerin aus Magilè und mein Vater ein Reitlehrer und Pferdepfleger aus dem Norden des Königreichs. Ich weiß bis heute nicht, was mit ihm passiert ist. Er wollte kurz den Hufkratzer holen und BAM! er war nicht da. Wir redeten nicht oft darüber. Er fehlte mir aber sehr. Jedes Wort über ihn schmerzte, aber ich verdrängte meine Gefühle. Meine zwei großen Brüder zogen nach Muga und schoben mich mit Mum von sich weg. In der Schule wurde ich immer wegen unserem kleinen Geld und Familienproblemen gemobbt. Aber da kamen Doki und Serkan! Meine besten Freunde. Wir wurden echte Gangster. Jedenfalls dachten wir das.In dieser Zeit starb meine Mutter und Serkan nahm mich bei sich zu Hause auf. Nach der Schule aber trennten sich unsere Wege. Serkan arbeitet bei der Regierung als oberster Vertreter des Außenministeriums von Nonngard und Doki und ich suchten Abenteuer. Da baute ich etwas Mist und blieb allein. Mein Pferd Miguel ist verbrannt, ich litt Hunger und Durst, habe alles vergessen, aber war noch am Leben. Dann sah ich die Monster und rannte zu Doki um ihn zu warnen. Später begann die Reise und... jetzt bin ich hier." Er blickte in die Ferne, lächelte und zeigte auf eine Linie Glühwürmchen. ,,Ich finde es gut, dass du hier bist.", flüsterte die Generälin und lehnte sich an ihn. ,,Finde ich auch."

Nach wenigen Minuten fragte er: ,,War das eine gute Idee vom Erwähler? Das mit Shang.", ,,Ich weiß nicht. Aber er wird auf jeden Fall kein schlechter Herrscher sein. Er ist sehr schlau, belesen und hält seine Versprechen.", ,,Wäre ich nicht besser?", scherzte er. ,,Scherzkeks. Das liegt allein in deiner Hand ob du besser wärst."