Neues Heim

,,Willkommen in deinem neuen Heim!", verkündete Dokitura und leinte Wind an. Von außen war es ein zweitägiges Häuschen mit abgerundetem Dach, einer Fachwerk-Struktur und schwarzen Rahmen für die Glasfenster. Gemütlich und hoffentlich mit genügend Zimmern...  Der Haupteingang führte auf die Terrasse, die auf den Steg führte, der in die Bucht ging. Der Himmel war so blau wie das Meer. Ruhig rauschte es und zwei Delfine hüpften spielerisch aus dem Wasser. Wolkenloser Himmel, warme Sonne und eine ganz sanfte Brise. (das perfekte Wetter um sich am Strand zu sonnen) Der Hintereingang war durch einen kleinen Vorgarten zu erreichen, der mit roten Rosen besetzt war. Weiter westlich waren einige Weiden voller bunter Schafe. Rote Schafe, blaue Schafe, sogar gelbe. Vorher waren alle weiß... Bei den Graslandschaften waren auch die Hühner, die nach Körnern pickten und vier Pferde die ruhig vor sich hin grasten. Etwas weiter links war ein großer dunkler Wald (der auch so hieß). Shang wagte nur zu vermuten, welche Gefahren sich dort tummelten. Er fragte gar nicht. Doki hätte auch nicht gewollt, dass er fragte. Shang wusste, er war Gesetzeshüter und Ranger, Cowboy, Bauer, Wirtschaftsexperte. Alles, was dem Königsland nützen könnte, hatte Doki in seinem kühlen Kopf. Er war nicht der große Reisende, sondern der Typ Mann, der lieber am Kamin saß und las. Mit seiner Freundin oder seiner Frau. Er liebte und pflegte seinen Garten, das sah man auch. Jeder Grashalm war so sauber, dass man denken könnte, er wäre aus dem Paradis gepflanzt.   ,,Es gibt viel Arbeit. Deswegen könnte ein Begleiter nicht schaden, meinst du nicht auch?" Dokitura stand angelehnt an einen Baum und winkte Pieksi zu sich, die ein großes Pferd an der Leine zu ihnen zog.  ,,Darf ich vorstellen, das ist Weißfleck. Ein ganz Lieber. Der würde keiner Fliege etwas zu Leide tun." Weißfleck hatte eine lange gepflegte Mähne, ein graues weiches Fell und weiße Flecken. ,,Er gehört dir." Shang näherte sich vorsichtig dem Riesen und strich ihm langsam über die Stirn. ,,Er ist toll!" Der Hengst drückte seinen großen Kopf an ihn und er umarmte ihn. Etwas sagte beiden, dass sie sehr verbunden waren. Der Blick seines Bruders war voller Hoffnung und Liebe. Als hätte er noch nie so etwas Schönes gesehen.  Den Rest des Tages verbrachte der junge Panda mit Buch in den Pfoten beim Strand. Erst als es dämmerte, versammelten sich alle im Haus, machten Abendbrot und so was halt. Die Nacht kam herein. Draußen leuchteten der Vollmond und die vielen Sterne, im Haus brannte der Ofen und die Kerzen. Shang lag mit einem Buch im Bett. Er konnte sehr gut lesen (auch das Kleingedruckte) und nutzte es auch. Jede freie Minute verschlang er ganze Kapitel von Büchern. Am liebsten hätte er alles seinem Onkel erzählt, aber er war nicht mehr da. Dokitura und Pieksi hatten am Tag Karotten angebaut und waren sehr glücklich darüber. Jetzt konnten sie, wenn sie wollten, Schweine holen und sie füttern. Sein großer Bruder setzte sich an den Webertisch auf der zweiten Etage und webte etwas vor sich hin. Pieksi machte Wäsche sauber und sang ein kleines Liedchen zum Einschlafen. Auch wenn es so schön und gemütlich da war, Shang wünschte sich trotzdem wieder auf den Schoß seines Onkels Morgal. Wie sie Fernsehen geschaut haben und er ihm das Lesen beigebracht hatte. Er konnte sich noch an seine schwarze Nase erinnern und an den geflochtenen Bart und die weichen Tatzen, die ihn immer umarmten, wenn er traurig war. Er war ein guter Lehrer. Doki war zwar für ihn da, aber er würde Morgal niemals ersetzen. Shang_Xi hoffte einfach nur, dass die Erinnerungen nicht zu bitter werden. Und er hoffte, Doki würde nicht zu vorsichtig sein. Wie er ihn kannte, gab es in seinem Haus keine Risiken – niemals. Das war etwas ätzend, doch er verstand, dass wenn man auf etwas aufpassen musste, es ruhig und bedacht angehen lassen sollte.Er nahm ein Blatt Papier als Lesezeichen und legte das Buch auf das Schlaftischchen. Pieksi und Doki kamen auch schlafen. Sie pusteten die Kerzen aus und legten sich hin. Pieksi und er sind zwar ein Paar, aber wer würde direkt neben einem stacheligen Kaktus liegen wollen? Doki nicht. Deswegen war eine dünne Glasscheibe zwischen beiden Seiten des Bettes.Bevor Shang einschlief, bemerkte er im Mondlicht) etwas am Waldrand stehen. War das ein schwarzer Reiter mit einem schwarzen Pferd? Er hatte von diesen Typen gehört. Sie waren gefährlich. Leise Killer in der Nacht. Passend gekleidet zu den dunklen Schatten und den Monstern in den tiefsten Wäldern. Keiner sähe sie kommen, denn sie kommen unerwartet. Wenn das ein Reiter von denen wäre, wäre das kein gutes Zeichen. Doch er ritt einfach davon. Also musste es jemand anderes gewesen sein. Kaum war er eingeschlafen, rief Doki:,,Raus aus den Federn!", ,,Die Sonne ist nicht mal aufgestanden.", ,,Morgenrot bringt Arbeit und das wohlverdiente Brot.", erklärte sein großer Bruder stolz. ,,Aufsatteln." Shang hatte seit zwei Wochen keine Schule. Er hatte sich den Rhythmus des Aufstehens abgewöhnt. Shang deckte sich noch mit seiner roten Decke bis zu den Ohren zu, aber der Andere ließ nicht locker.  Er reichte ihm einen Eisenhelm und sie liefen in die fische Morgenluft. Sie war noch ganz angenehm kühl und der dünne Morgennebel wurde von der Sonne direkt angestrahlt. Wie eine Wolke aus einem Vulkan, die in den Himmel stieg, ,,Kommst du?" Dokitura und er ritten sehr laaaaaangsam von dem Haus weg, sehr voooooorsichtig über die Graswege in Richtung Norden. Weg vom Meer. Weiter ins Herz des Landes. ,,Können wir nicht etwas schneller laufen?", ,,Nein, sonst kannst du dir wehtun.", ,,Bitte! Ich brauche etwas mehr Action.", ,,Du bekommst mehr Action, wenn du das schaffst." Shang hatte ein paar Minuten um die wundervolle Natur zu betrachten. Es war eine Ehre für ihn, das alles mit seinen eigenen Augen bewundern zu können.Sie folgten dem Weg. Am Horizont erkannte man Dächer einiger dicht stehender Holzhäuser. ,,Können wir wenigstens bis dahin traben?", ,,Nein. Nur mit Vorsicht und Achtsamkeit, Gleichgewicht und Vertrauen in dein Pferd lehren dich das Reiten." Je näher sie dem Dorf kamen, desto mehr schmolz Shang_Xi. Es war so ruhig. Keine sagte etwas. Das Dorf war wie ausgestorben, er war wie ausgestorben. Um wenigstens etwas Stimmung zu machen fragte er einfach: ,,Gibt es bei euch in der Gegend schwarze Reiter?" Dokitura strich sich paar kleine Krümel von seinem orangenen Hemde und lachte: ,,Nein, nein. In unserer Gegend gibt es nur Meer, Sonne und ewige Weiten."  Doch plötzlich hielten sie an. Shang unterdrückte einen lauten Schrei und Doki ein tiefes Knurren. ,,Ich korrigiere: Es gibt doch schwarze Reiter." Sein Gesichtsausdruck wurde so finster wie vor einem großen Kampf. Vor dem Eingang des Dorfes stand ein dünnes, schwarzes Pferd mit einem Reiter auf dem Rücken. Er hatte einen großen Panamahut und einen langen schwarzen Umhang, der fast bis zum Boden reichte.  An seinem Ledergürtel hingen zwei grüne Dolche in ihren Lederscheiden und eine kleine Tasche, ausgeschmückt mit mystischen Verzierungen. ,,Nett dich wiederzusehen, Dokitura.", ,,Hallo Interru.", knurrte dieser und stellte sich mit Wind schützend vor Shang.