Katzen. Ganz viele Katzen!

(Zurück zu Pieksi, die sich um den etwas benebelten Dittmad kümmern muss, nebenbei die Farm in Ordnung hält und nachts das Dorf vor Zombies beschützt)

Dittmad fühlte sich echt wohl auf dem Bauernhof. Besonders der Steg hat es ihm angetan. Jeden Morgen stand er dort, trank seinen Trank und dann war er den ganzen Tag angeln, weil er anscheinend lesen und schreiben verlernt hat (?!). Wenn er Lust hatte, ging er mit einem weißen Pferd reiten und kümmerte sich um die Hühner. Er sagte, sie legen leider keine faulen Eier. Leider? Ja, das wunderte Pieksi sehr. Sie freute sich, aus denen Kuchen backen zu können. Keine Ahnung, wie das mit faulen Eiern schmecken wird. Trotz seiner Introversion war er eine große Hilfe. Er transportierte gerne die Heuballen von A bis B. Und wenn er fertig war, transportierte er sie wieder von B nach A. Er mochte es auch, Pieksi kleine Dankegeschenke für ihre Güte zu geben. Mal eine schöne Blume, mal Knochenmehl, zwei Schildkröteneier und sogar ein nasses Verzauberungsbuch, welches er aus dem Meer gefischt hat. 

Doch irgendwann kam er nicht mehr von seiner Anglertour. Zuerst merkte Pieksi es garnicht, weil er eh kaum zu bemerken ist. Doch nach einigen Stunden des Wartens, machte sich der Kaktus Sorgen. ,,Er kann nicht kämpfen und sich verteidigen. Wenn die Nacht anbricht, dann ist er erledigt.", dachte sie sich und stieg in ein anderes Boot. Sie traf auf Friedrich und fragte ihn nach Dittmad. ,,Dieser General, der sich an nichts erinnern kann?", ,,Er ist eigentlich ein Offizier, aber egal. Hast du ihn gesehen?" Er strich sich über seinen langen, dünnen Bart und richtete seinen breiten, ledernden Sonnenhut. ,,Ne, habe ich nicht. Doch wenn er wirklich fischen ist, findet er die besten Fische am nördlichen Riff bei den Bergen. Sei bloß vorsichtig! Kein Geschrei.", ,,Danke dir, Friedrich." Sie kurbelte an den Rudern und war schon bald am Riff angekommen. Die unglaublich hohen Berge erhoben sich steil aus dem Wasser in den Himmel. Ihre verschneiten Spitzen waren umhüllt mit kalten Nebel und Eis. Wenn man genau hinsah, konnte man eine zerfallene mit Schnee bedeckte Kirche erkennen, die vor einem Berg stand und ihre Glocken bei jedem Windstoß noch klangen. Ihr gegenüber war das alte Schloss. Es war kaum größer als das zwei-etagige Haus von ihr und Dokitura. Trotzdem thronten damals in diesem Schloss die Silverrider. Donnerhaus Vater, also auch Pieksis Vater und ihr Onkel. Die Glasfenster waren eingeschlagen mit Steinen, die täglich von den Bergkuppen rießelten. Die Steinfassade war nur noch ein Klumpen aus Eis und die drei Häuser der damaligen Bewohner waren völlig verschwunden. Ein trauriger Anblick.

Das nördliche Riff liegt direkt unter der zerfallenen Stadt. Hier wurden immer Fische gefischt und Axolotl trainiert. Jetzt war es nicht mehr gepflegt, kalt und die Wasserpflanzen verwahrlost. Die Axolotl können nicht ohne ihre Besitzer leben und starben jämmerlich. Sie wurden Nahrung für die Fische, die sich sehr wohl fühlten im trüben Wasser. Sie wuchsen und wuchsen und wurden zu großen Fressmaschienen. Sehr beliebt bei Festen. Besonders gebraten.

Aber Dittmad war nicht da. Pieksi suchte ihn überall, doch konnte ihn nirgends finden. Die Sonne senkte sich schon und sie kam nach Hause. Verzweifelt und angsterfüllt starrte sie ins Meer hinaus, musste aber los zur Nachtschicht im Dorf. Mit Schwert und Schild ritt sie los und kam erst früh am morgen zurück. Eigentlich wollte sie gleich ins Meer springen um sich das Blut der Monster (falls sie welches hatten. Skelette zum Beispiel nicht) abzuwaschen. Da sah sie Dittmad. Er war bis zum letzten Faden durchnässt, hatte eine zerrissene Hose und sein Blick war erschöpft. In seinen Händen war etwas. Er stolperte über den Sand und fiel dabei totmüde um. Das etwas aus seinen Händen befreite sich und tapste zu Pieksi. Es war ein kleines Kätzchen. Weiß mit blauen Augen und grauer Schnauze. Es maunzte und fauchte Pieksis Stacheln an. Sie war völlig verwirrt. Woher hatte Dittmad das Kleine her? Sie brauchte ihm nur auf die Schulter zu klopfen und er wachte ruckartig auf. ,,Was? Wo bin ich? Bin ich wieder hier?", ,,Ja und ich habe keine Ahnung, wo du warst.", ,,Ich auch nicht. Ich sah nur das kleine Kätzchen und fischte aus dem Wasser. Dann zog etwas mein Boot runter und böse Wassermonster wollten mich auf den Grund ziehen. Weiter weiß ich nichts.", ,,Das Kätzchen ist hier." Sie versuchte es auf den Arm zu nehmen, ohne sie zu verletzen. (Das gelang ihr zum Glück auch) ,,Ist sie nicht süß? Ich nenne sie... Amira.", ,,Wir können sie doch nicht behalten!" Er blickte sie fragend an. ,,Wieso nicht?", ,,Erstens, mein Freund hat eine starke Katzenhaaralergie und zweitens, du bleibst hier auch nicht für immer." Dittmad seufzte: ,,Vielleicht hast du recht, aber vorerst bleibe ich hier! Und dein Freund ist eh nicht da, also behalten wir sie solange.", ,,Okay, aber du kümmerst dich um sie!", ,,Zu Befehl!"

Sie brachten die Kleine ins Haus und fütterten sie. Pieksi fing an, sie zu mögen. In den nächsten Tagen spielte Dittmad sehr viel mit Amira. Sprang mit ihr über Stock und Stein. Nach drei Tagen verschwand er wieder und brachte nach einem ganzen Tag zwei weitere Katzen mit. Pieksi war gerade fertig mit dem Bürsten von der Ersten und sah die nächsten Kandidaten. Eine braune, langhaarige und eine schneeweiße mit blauen Augen. Später noch eine kurzhaarige braune, schilpatt, grau weiß und so weiter. Es mit jedem Anlegen von DIttmads Boot kamen neue Vierbeiner dazu. ,,Aber wie sind sie in den Ozean gekommen?", fragte Pieksi beim Abendbrot. ,,In irgendeiner Stadt gibt es ein Überwachstum von Katzen.", meinte Friedrich (der als Krisenmanager sehr gut war), ,,Sie packen sie in Boote und schicken sie mit der Strömung fort.", ,,Die Armen." Pieksi bürstete die langhaarige Kätzin mit ihren Stacheln. Diese schnurrte mit offenem Maul und drehte den Kopf dorthin, wo es am meisten juckte. Da schlug der Fischer (und Krisen-manager)vor: ,,Wenn wir keine Hunde im Dorf haben, die uns vor Zombies beschützen, wieso wäre so eine Katze kein guter Ersatz?" Er nahm die kurzhaarige Braune in den Arm und sprach: ,,Ich nehme alle mit! Außer natürlich die, die ihr behalten wollt.", ,,Amira bleibt!", rief Dittmad und als er Pieksis stacheligen Blick sah, fügte er hinzu: ,,Vorerst.", ,,Und sie hier. Ich mag sie sehr. Ich nenne sie..." Sie blickte ihr in die Augen und entdeckte einen gewissen Engelsschein. ,,Anela.", ,,Wunderbar. Falls weitere Katzen kommen sollten- ich bin immer für euch da.", ,,Danke Friedrich.", ,,Immer doch."

Von diesem Tage an trafen immer wieder neue Katzen ein. Eine Katze hatte aber etwas um den Hals. Pieksi las vor: ,,Hilfe ... Hilfe! Stadt St. Sulfrago...", ,,Der Name kommt mir bekannt vor...", flüsterte Dittmad. Das meiste war mit Wasser verwischt und sie wussten nicht, wo die Stadt lag, aber etwas musste dort passiert sein. Und sie müssen ihnen helfen.

Wenn sie nur wüssten, was dort passiert ist...