Die Eishöhlen

Je weiter sie dem Gang folgten, desto heller wurde es. Und kälter. Noch bevor sie die Eishöhlen betraten, teilten sie warme Lederkleidung aus oder wickelten manche in Wolle (wie Bo Hua). Anduin, Meteor und Sky wurden vor geschickt, um die Abbiegungen zu überprüfen. Dann, irgendwann, überschritten sie die Grenze zwischen Erde und Eis. Es war so rutschig wie auf einer Eisbahn und so klar wie der See des Wendigos. Wie ein Haufen Kinder rutschten sie über die Eisfläche. Donnerhau beschleunigte sich mit der Axt und Ilai packte einen halb verfaulten Stock. Am Anfang war noch alles in Ordnung. Ruhig und ohne große Ängste, doch das änderte sich am nächsten Tag.

Die Sonne strahlte durch die von der Decke hängenden Kristalle. Die Gruppe lag eingewickelt in Decken aus Hyppogryph-Federn. Warm und kuschelig. Aber nicht genug für die Kälte in den Tiefen der Tundra zwischen den Welten. Doki hat sich in der Nacht seinen Fuß beinahe abgefroren und Interru seinen Rücken. Feuer konnten, oder durften, sie nicht machen. Genauso wenig laut rumjammern. Jeder Ton oder jegliche Art von Wärme ließ die Wände erzittern. 

Elvinaria sagte im Normalton: ,,Wir haben kaum noch etwas zu Essen. Zwei Fische und drei Brote.", ,,Das reicht.", knurrte Wolkov und kratzte mit den Krallen über den Boden, ,,Vorerst. Falls es hier unten etwas zu fressen gibt, werden wir es holen.", ,,Das wird problematisch.", brummte Donnerhau, ,,Hier. Unten. Gibt. Es. Nichts!" Die Zapfen erzitterten und die Wände knirschten. ,,Sei leise Donnerhau oder willst du das wir von Eiszapfen aufgeschlitzt und unter Eis begraben werden?", mischte sich Interru ein, dabei legte er eine Decke über Elvinarias Schultern. ,,Nichts bekommen wir hin.", mekerte der Waffen-schmied, ,,Immer wenn man sich etwas wünscht, wird das nicht passieren und man verrottet in einer unendlichen Eishöhle. Ohne Essen..." Er strich sich über den brummenden Bauch. ,,Das ist alles nur deine Schuld!" Shang erwiderte empört: ,,Meine Schuld? Wieso denn jetzt ich?", ,,Du hast meinen rechtmäßigen Platz eingenommen, hast die Pandai retten wollen, obwohl sie gut genug alleine klar kommen und... Bist einfach da!", ,,Ist dass nicht das, was von mir erwartet wird?", ,,Was? Eine große Klappe zu haben? Glaube ich eher weniger." Wolkov trat zwischen sie. ,,Reiß dich zusammen, Donnerhau.", ,,Nicht bis dieser Wurm mir die Krone überreicht.", ,,Dann- Dann geh, wenn es dir nicht passt." Donnerhau zupfte an seiner Lederweste. ,,Als ob mir ein Werwolf etwas zu sagen hat!", ,,Es reicht.", meinte Interru, ,,Es reicht.", ,,Bin ganz deiner Meinung, schwarzer Reiter." Beleidigt packte er seinen Rucksack. ,,Mir steht's bis ganz oben. Ihr wisst doch nicht, was ihr ohne mich machen würdet!", ,,Lächeln.", provozierte ihn Interru. ,,Ach ja. Dann könnt ihr euer Leben schönlächeln. Ich gehe. Diesen Dreck lasse ich mir nicht geben. Nichts bei euch läuft nach Plan!... Komm mit Draco!" Der rote Drache blickte traurig zu seiner Schwester zurück und machte ein gurgelndes Geräusch. Seine gelben Augen zeigten Sorge. ,,Komm zu mir!" Schließlich krabbelte er hinter seinem Besitzer her in einen Gang. Dragunia gluckste leise. Donnerhau und Draco verschwanden in einem anderen Gang.

Der Rest stand wie eingefroren da. ,,Well. That escalated quickly.", sprach Interru und brach die Stille. ,,Packt zusammen! Wir müssen weiter.", befahl Wolkov widerborstig gegenüber den langen Gesichtern. Ilai flüsterte: ,,Maja hat es doch auch akzeptiert."

Nur langsam kamen sie voran. Rutschten nach jedem zweiten Schritt aus und fielen auf die Nase. (besonders oft Ilai)

Am Abend bekamen alle Hunger und verspeisten die Reste. ,,Jetzt ist Hunger angesagt.", seufzte Interru. ,,Wir packen das! Der Ausgang ist schon nah!", versuchte Ilai sie aufzumuntern. ,,Und dann? Da ist Tundra." Der schwarze Reiter ritzte mit dem Dolch etwas in den Eis-boden. ,,Ich war da. Kein Strauch, keine Tiere weit und breit. Nur Kälte und Hunger.", ,,Wir schaffen das!", mischte sich Wolkov ein, ,,Wir haben es immer geschafft!"

Wie ein Blitz (oder eher Donner) aus heiterem Himmel ertönte ein lauter Schrei. Die Seiten bröckelten, die Eiszapfen zitterten. ,,Lauft!", brüllte Wolkov und stieß Maja von einem fallenden Zapfen weg. Alle waren sofort auf den Beinen und rannten um ihr Leben. Hinter ihnen fiel die ganze Höhle zusammen. Über den eisigen Massen, die vom Himmel prasselten, hasteten zwei untote Wölfe. Ihre blauen Augen waren noch kälter. Ihr Kiefer ohne Fell hing ihnen bis zum Hals, das graue, abgewetzte Fell stand ihnen wie eine Rückenflosse am Rücken und der lange, schwarze Schwanz schleifte leblos über das Glatte. Sie konnten nicht ausrutschen. Ihre Krallen waren so eingeharkt, dass kein Eis sie jemals rutschen lassen könnte. Aber Wolkov war auch so. Er drehte sich schlagartig um, rammte den Ersten an die Wand und erstach den Zweiten mit den Eisschwert. Doch da bemerkte er etwas viel, viel, viel gefährlicheres direkt vor ihm. ,,Eistroll! Eistroll!" Mit einer vereisten Steinsäule schlug das aggressive Wesen einen Krater in den Grund. Der Troll brüllte und knallte mit den großen Hauern gegen die Wand. Die Eiskrümel blieben in seinem weißen Schulterpelz hängen und ließen ihn glitzern. Das Team rannte ohne Rückblick in verschiedene Richtungen. Es kam einen vor wie im Spiegellabyrinth. Von allen Ecken und Kanten kamen Reflektionen, oder aber Trolle und Beasts. Aufgehetzt von der Schreckenskönigin. Der Eistroll gehörte zwar nicht zur Eisarmee dazu, war aber trotzdem eine große Gefahr. Sie packten Maja und Bo auf Anduin und schickten sie vor. Die Amphitere, Meteor und Sky lenkten die schwarzen Skelettwölfe in andere Richtungen. Doch irgendwann hörte Shang etwas knirschen. Es war kein Eis, es war wie Silbermünzen, die sich bewegten. Ein Donner ließ die Gänge einstürtzen. Die Erde bebte, alle Wände brachen ineinander und in diesem Tumult sah Doki als erstes das türkise Auge. Messerscharfe Zähne, die so groß waren wie Schwerter, zeigen sich und ein riesiger Eisdrache (noch lange nicht so groß wie Black Frost) streckte seinen Kopf unter dem Gefrorenen hervor. Zuerst packte er den Troll und schleuderte ihn in die Höhe, die Untoten verschlang er mit einem Biss und leckte sich sein Maul. Seine grauen Schuppen und sein breites Maul machten ihn nur noch größer, aber an ihm war eine Rüstung. Eine Silberrüstung. Der Drache hielt inne und betrachtete die Gruppe genaustens aufs Detail. ,,Dokitura?", sprach er in menschlicher Sprache, ,,Interru?", ,,Thando der Zweite?" Die Freunde mussten lachen. ,,Was machst du denn hier?", ,,Serkan hat mich hier untergebracht.", ,,Er ist hier?", ,,Sehr wohl." Sie blickten sich an und sprachen gleichzeitig: ,,Kannst du uns zu ihm bringen?", ,,Immer doch, meine alten Freunde." Thando, so hieß der sprechende Drache, durchbrach die Decke mit dem Rücken, holte die Leute mit seiner linken Pfote auf den Rücken und flog los. Hinter ihnen stürtzten die Eishöhlen ein. Eine gigantische Eiswolke bildete sich; wie ein Pilz über der Erde ragend. Zora (die Amphitere), Meteor, Anduin und Sky flogen hinterher. Über der eisigen Tundra. Zu einem Erfinder und Politiker namens Serkan Jacob Graffield.