Neuaufbau von Lodrion

Pieksi legte das Getreide um und band es in Ballen zusammen. Danach tat sie diese Klumpen auf den Heuboden. Später, nachdem diese Arbeit getan war, fütterte sie die Hühner, grub das Beet um und ging eine Runde reiten. Sie liebte die Arbeit. Nur dass sie einsam war, betrübte sie. Aber mit den Pferden und Tilo war es nie langweilig. So ritt sie über die endlosen Weiten. Links die Berge von Lodrion, hoch ragend über dem dunklen Wald, rechts der andere, abgeschiedene Teil des Gebirges. Doch an diesem Abend würde sich alles ändern. Die einsamen Tage waren vorbei. Tilo suchte im Boden nach Käfern als er plötzlich fauchte und zum rechten Berggürtel blickte. ,,Was ist los, mein Feini?" Sie stieg ab und nutzte ein Fernglas um etwas zu sehen. Und da stand er. Dokitura auf dem Rücken seines treuen Freundes Anduin. Der pechschwarze Hippogreif klackerte mit dem grau-gelben Schnabel und musterte das Tal mit seinen Adleraugen. ,,Wer ist das?" Ilais Frage war angemessen. Pieksi war nicht mehr wiederzuerkennen. Doki schüttelte den Kopf um wieder zu klaren Gedanken zu kommen. ,,Das ist Pieksi!" Anduin flog hoch und landete direkt vor ihr. Shangs Bruder stieg etwas hilflos und noch nie so aufgeregt ab. Er fragte ungläubig: ,,Bist du das wirklich, Pieksi?", ,,Ja. Das bin ich.", lachte sie und ihre Augen füllten sich mit Glückstränen. Überfordert vor Freude küsste sie Doki und alle lächelten im Hintergrund. Außer Elvinaria. Bo strich ihr tröstend über die Schulter und nickte in Richtung Tal. Thando brüllte: ,,Das ist das schönste Tal, was ich jemals gesehen habe! Kein Eis, kein Wind, sondern unendlicher Strand, Wiese und Berge. Wird Zeit mir eine Partnerin zu suchen und mit ihr hierher zu ziehen." Serkan rutschte die Drachenrüstung hinunter und schnallte sie ihm ab. Thando atmete erleichtert auf. ,,Danke dir, mein Freund." Mit diesen Worten schwang er sich über die Wolken und breitete die grauen, getupften Flügel aus. Pieksi schallte: ,,War das gerade ein riesiger Eisdrache?!" Doki zuckte mit den Schultern und umarmte sie zum ersten Mal. ,,Wir sind wieder zuhause!", jubelte Ilai laut, ,,Hallo Friedrich!!" Der alte Fischer winkte ruhig von einer Bank zu ihnen. 

,,Kommt erstmal rein." Als sie aber Dragunia, Draco, Zora und die drei Hippogryphen erblickte, blieb ihr das ,,Wollt ihr Kuchen?" im Hals stecken. Sie betraten (ohne die Tiere. Nur Dragunia und Draco durften ins Wohnzimmer) das Haus und Dokitura griff sich in die braunen Haare und nieste so laut, dass alle Katzenhaare in die Luft gewirbelt wurden. Er, unfassbar rot und verschwitzt: ,,Was- Ist das?", ,,Eine Katze, Schatz.", rechtfertigte sich seine Freundin, ,,Also vorübergehend. Also nur kurz. Sie ist noch da, aber- Darf sie noch bleiben? Bitte?" Er rollte mit den Augen und band sich ein Tuch um das Gesicht. ,,Ich baue ein Zelt für mich auf."

Nachdem sie sich alle vorgestellt hatten, verbrachten sie den Rest des Abends damit, von ihren Reisen und Abenteuern zu erzählen. Also meistens erzählte Ilai und zwar ungefähr so: ,,Und da kamen SOLCHE Vieher! Und das waren GIGANTISCHE Ameisen! Und sie krabbelten SO an. Und sie hatten SO GROßE Beißer!" Dabei fuchtelte er wie verrückt mit seinen Armen und Beinen herum. ,,Leider.", fügte Wolkov düster hinzu, ,,Haben wir Interru kurz vor der Grenze verloren." Pieksi legte ihren Kopf betrübt auf Dokis Schulter. ,,Doch wir haben den König!", rief Ilai mit einem schmalen Lächeln, ,,Jetzt muss man ihn nur krönen!", ,,Aber wo?", fragte Doki, ,,Nach meinem Wissen ist Nonngard eine Stadt der Demokratie, nicht der Monarchie." Donnerhau wechselte einen Blick mit seiner Nichte und schlug augenblicklich vor: ,,Ich hatte schon immer die Vision die Hallen Lodrions wieder auferstehen zu lassen und die Fürsten unserer Familie zu ehren. Ich finde, es wäre der perfekte Sitz für einen König!" Wolkov nickte mit verständnissvollen Augen. (also einem) ,,Ja, die Paläste Lodrions... Auf der Spitze des mittleren Berges, umgeben von Schnee und bezauberndem Mondlicht." In allen Gesichtern war pures Träumen. Serkan rieb sich die Hände. ,,Wann wollen wir anfangen?", ,,Morgen.", verkündete der König selbst, ,,Wir fangen mit dem Bau unseres Häuschens an und der ersten Lodrioner Mine.", ,,Zu Befehl!", sagten alle außer Donnerhau und Serkan. (Diese Sturköpfe)

Gleich als die Sonnenstrahlen die Wellen des Meeres beleuchteten, kletterten sie noch die im Schatten liegenden Klippen hinauf oder wurden von den flugfähigen Tieren hoch gezogen. ,,Welch eine Aussicht!", schrie Donnerhau stolz, ,,Ja, das ist Lodrion! Das Zuhause meiner Vorfahren." 

Als sie den Berg überquert hatten, fällten Doki und Shang die umliegenden Bäume und verarbeiteten sie zu Brettern. Sie legten sie aus und bauten die Wände. Das Dach machte Donnerhau mit seinem Hammer und Ilai als Stützhilfe. Währendessen verlegten Serkan und Pieksi die Elektronik im Innenbereich. Und Donnerhau hat es tatsächlich geschafft keinen Ziegel auf Serkans Kopf zu schmeißen. ,,Leute, der Ofen ist fertig!", ,,Und die Lampen angebracht." Sie strömten durch die Tür und betrachteten das Haus. Bo Hua sprach rein: ,,Das sieht wundervoll aus! Wer will dekorieren?" Elvi und Maja meldeten sich freiwillig, während die anderen den Ofen anzündeten und das Dach zuende deckten. Als der Tag zuende ging war das Haus quasi schon fertig. ,,Wahnsinn!", meinte Serkan Graffield, ,,Wenn wir so weiter machen, werden wir ein ganzes Imperium aufbauen!" Shang senkte den Kopf und wollte von Donnerhau unbedingt durch die Ruinen geführt werden. Sie nahmen Laternen und Fackeln mit und gingen hinaus in die Nacht. ,,Einst...", fing Donnerhau an, ,,Gab es die Silverrider. Fürsten in den Gebirgen von Lodrion. Sie überlebten die todbringende Kälte des Winters und jeden Kampf mit der Morgensonne. *seufz* Leider nicht das Drachenfeuer." Er strich sanft über die eisbedeckten Wände, die einmal eine Kirche waren. ,,Seht euch um, was geblieben ist. Nichts mehr. Nicht mal der Boden der Häuser oder ihre Keller." Da hatte er recht. Alle Häuser waren nur noch Schutt und verkohlte Steinbrocken. ,,Nur Arhip, der grasgrüne Drache.", fuhr der Waffenschmied fort, ,,konnte uns vor den Gefahren, die von den Drachenjägern ausgingen, warnen. Wir wollten es aber nicht wahrhaben. Irgendwann hörten mein Großvater Mutred den ersten Schrei. Es war einer der wildesten Drachen. Grau wie Asche und blutrünstig wie sein Feuer. Die Drachenjäger haben ihn auf die Stadt losgelassen, weil mein Großvater nicht mehr für ihre 'Sicherheit' bezahlen wollte. Damit war das Schicksal der Stadt besiegelt." Donnerhau rümpfte die Kartoffelnase und knurrte wütend: ,,Mein Großvater hat wegen seinem Ego tausende in den Tod gerissen. Mein Vater schwor seine Fehler wieder gut zu machen, aber WIE? Niemand wollte auf ihn hören, weil er ein Silverrider war und als ich auf die Welt kam hat sich nicht viel verändert. Ich wurde in der Schule ausgelacht wegen meiner Familie, aber ich hatte einen guten Freund." Er blickte lächelnd zu Ilai. ,,Er half mir alle Probleme zu vergessen. Jedoch war mein Problem ich selbst... Es tut mir leid, Ilai, dass ich dich so gedemütigt habe. Das war nicht in Ordnung.", ,,Es liegt in der Ver-gangenheit. Das Jetzt zählt, mein Freund." Und Doki mischte sich ein: ,,Jetzt bauen wir die Stadt wieder auf. Sie soll nicht ewig durch die Fehler deines Großvaters begraben bleiben. Ein neuer König wird hier seinen Sitz finden!"

 

Es vergingen einige Tage in denen Donnerhau und Ilai einen Tunnel ins Dorf gebohrt hatten und die anderen die Kirche restaurierten. Elvi redete kaum ein Wort und starrte abends einsam aus dem Fenster. Irgendwie tat sie allen sehr leid. Friedrich bekam Wind von den neuesten Aktionen und lud alle die er kannte zur baldigen Krönung ein. 

Eines Morgens waren Dokitura und Pieksi zusammen auf der Veranda an ihrem Strandhaus. Ein wohlverdienter freier Tag nach all der Arbeit. Friedrich stratzte zu ihnen und berichtete, die Dorfbewohner seien höchst unzufrieden über die Wahl des neuen Königs, werden aber trotzdem kommen, wegen dem kostenlosen Buffet. ,,Es gibt doch ein kostenloses Buffet, oder?", ,,Nein, eigentlich nicht.", ,,Ich habe mein ganzes Dorf nur dadurch überredet! Besorgt uns das. ... Ja." Damit schlich er davon. ,,Ich fürchte, Schatz, du musst in die Küche.", ,,Ich weiß." Sie gab ihm einen sanften Kuss und lief  fast ins Haus. ,,Äh, Pieksi, was ist das für ein Boot?" Sie drehte sich um und hielt die Tür mit dem Fuß zurück. ,,Ist das-?" Die Farmerin rannte auf den Steg und fiel dem Bootfahrer um den Hals. ,,Dittmad!", rief sie, ,,Du ahnst nicht, wer da ist.", ,,Dein Freund?", antwortete er augenblicklich.

,,Ja, woher-?", ,,Der steht direkt hinter dir und starrt mich böse an. Hallo, Freund von Pieksi!" Doki antwortete nicht. ,,Woher kennt ihr euch?", ,,Dokilein, er hat mich vom Fluch befreit!", ,,Ah ja. Und was will er?", ,,Wie redest du mit unserem Ehrengast? Bist du etwa eifersüchtig? Da kann ich dich gleich beruhigen, das wird nichts. Du -  mehr nicht. Er hat versprochen zurückzukehren, also tut er das auch.", ,,Wenn das so ist..." Er musterte Dittmads Gesicht, welches einen neuen Schnurrbart aufwies und ein paar neue Narben über der Schläfe. ,,Willkommen, Fluchbefreier."